Der echte Macke (1)
Nun ist er also wieder da, Donald Trump, der Schrecken aller ängstlichen Hausfrauen und mühseligen Bedenkenträger. Und man muss ja sagen: Der Anfang war schon spektakulär, wer gedacht hatte, der Herr würde nun nach seiner Vereidigung als Präsident etwas vorsichtiger auftreten, sich staatsmännisch geben und alles ein bisschen relativieren, der sah sich deutlich getäuscht. Die ersten Ankündigungen waren heftig: Schließung der Grenzen zu Mexiko, Massendeportationen, Aberkennung der amerikanischen Staatsbürgerschaft, Austritt aus dem Weltklimaabkommen und der Weltgesundheitsorganisation, Ansprüche territorialer Natur auf den Panamakanal, Kampfansage an Kanada und so weiter und so fort, und seine Buddies glänzen mit hitlergrußähnlichen Gesten bei der Amtseinführung, und alle kommen sich vor wie die neuen Herrscher der Welt oder Gott in Frankreich.
Geert Mackenroth war mal sächsischer Justizminister, lange sächsischer Landtagsabgeordnete der CDU und Ausländerbeauftragter des Freistaates Sachsen. Er wohnt in Radebeul und kennt sich in Riesa gut aus, das war mal sein Wahlkreis. Seine Heimat ist Schleswig-Holstein. Dort oben war er Staatsanwalt, Amtsrichter und sogar Präsident eines Landgerichts. Er versteht was von Gesetzen. Im Ehrenamt betreut er als Landesvorsitzender des Weißen Rings Opfer von Straftaten und arbeitet im sächsischen DRK mit. Unter dem Titel "Der echte Macke" wird er hier fortan gelegentlich seine Meinung zu aktuellen politischen Vorfällen, auch im Lokalen, zur Debatte stellen.
Das kann einem schon alles ein bisschen Angst machen und Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Der Spruch „Es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird“ beruhigt zwar ein wenig, denn auch in den Vereinigten Staaten gibt es ein Parlament, eine noch funktionierende Rechtsprechung, aber darauf sollten wir uns nicht verlassen. Ich frage mich: Haben wir in Deutschland vielleicht zu lange gewartet? Uns in beruhigenden Selbstgewissheiten trügerischen Hoffnungen hingegeben, es werde schon alles so bleiben wie es ist, die Weltlage werde uns in Frieden lassen, die Amerikaner werden uns notfalls beschützen und alles das zum Nulltarif, so dass wir hier unsere ideologischen woken Spielereien weiter treiben können?
Fehlanzeige! Es wird sich auch für uns vieles deutlich ändern, auch im Kreis Meißen. Die ersten Auswirkungen werden wir vielleicht schon am 23. Februar bei der Bundestagswahl spüren, erfahrungsgemäß gehen solche Ängste dann einher mit der Wahl derjenigen, die größte Sicherheit und Kontinuität versprechen. Das wäre hier unser Onkel Olaf, aber das macht mir persönlich eher noch mehr Sorge: Wenn er die weitere Chance erhält, unser Land nach der lähmenden Merkel-Ära weiter dem Stillstand preiszugeben, die Wirtschaft den Bach herunterzufahren und alles so zu lassen, wie es ist, dann wird es für unsere Menschen auch im Kreis Meißen ein böses Erwachen geben.
Wenn wir so weiter machen, bezahlen unsere Enkel dafür
Wo sollen denn die Mittel herkommen, um uns tatsächlich wirksamer zu schützen, um die Wirtschaft anzukurbeln, um das aufzuräumen, was an Versäumnissen, rhetorischer Verklausulierung, ideologischem Schutt und Verblendung in unserem System hängen geblieben ist? Das wird zu Lasten der Menschen gehen, und es wird uns alle etwas kosten. Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden unter dem Strich meine Enkelkinder es vermutlich wirtschaftlich und finanziell, aber auch vom rechtsstaatlich - freiheitlichen Gesamtkonzept kaum so gut haben werden wie meine Generation.
Trotzdem: Den Kopf in den Sand zu stecken, ist noch nie eine gute Politik gewesen. Wir müssen uns klar werden, was richtig und was wichtig ist, und das müssen wir beherzt angehen. Dazu braucht es weniger Sprechblasen, sondern Mut und die Überzeugung, auch unangenehme Wahrheiten den Bürgern vermitteln zu können. Wir können vielleicht Herrn Trump sogar dankbar sein, dass er uns - hoffentlich noch rechtzeitig - wachrüttelt und aufweckt. In diesem Sinne: Es gibt viel zu tun, packen wir es an, selbstbewusst und mit unseren nach wie vor guten Möglichkeiten, auch im Freistaat Sachsen und im Landkreis, denn: Bange machen gilt nicht, Herr Präsident!
Die Gastkolumne ist die persönliche Meinung des Autors und spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Diskussionen dazu sind herzlich willkommen unter der Mailadresse: elbland@diesachsen.com.