Die Campingplätze in Sachsen sind wenige Wochen vor Beginn der Sommerferien gefragt wie kaum zuvor. «Wir gehen davon aus, dass eine ganze Menge los sein wird», sagte Christoph Hasse vom Sächsischen Campingverband. Vor allem Plätze in der Sächsischen Schweiz oder am See sind gefragt. In Zeiten der Corona-Krise ziehe es viele Menschen in die Natur, auch das Abstandhalten sei mit dem Wohnmobil oder im Zelt einfacher machbar als im Hotel, so Hasse.
«Wir haben fast keine Gäste aus dem Ausland, dafür wesentlich mehr Urlauber aus Deutschland.» Nicht nur aus Sachsen, aus dem gesamten Bundesgebiet gibt es zahlreiche Anfragen. Hasse betreibt selbst den Campingplatz «Ostrauer Mühle» in der Sächsischen Schweiz - und ist bis Anfang August ausgebucht. 110 Plätze für Wohnmobile vermietet Hasse, allerdings vergibt er höchstens 85 Prozent per Reservierung - damit auch Kurzentschlossene eine Chance haben. Für Zelte gibt es meistens noch einen Platz auf der Wiese, mit dem Wohnmobil könnte es hier und da auf den Campingplätzen schon eng werden in den Sommermonaten, schätzt Hasse.
Am Zelt- und Campingplatz am Markkleeberger See klingelt derzeit ununterbrochen das Telefon. «Wir haben vielleicht zehn Mal so viele Anfragen als normalerweise», so ein Mitarbeiter. Es gibt an dem beliebten See nahe Leipzig rund 60 Stellplätze, die aber wegen der Corona-Regeln nicht voll ausgelastet werden. Für den Sommer ist kaum noch etwas zu haben. «Der Ansturm ist wirklich groß.»
Während bei den Einheimischen Campingplätze in der Natur hoch im Kurs stehen, haben Betreiber, die auf Durchreisende ausgerichtet sind, in diesem Jahr eher Schwierigkeiten - so etwa der Campingplatz Rabenstein bei Chemnitz. «Wir haben sonst viele Holländer, die auf dem Weg in den Süden Station machen, die fehlen in diesem Jahr durch die Corona-Krise», sagte Gesellschafter Peter Barthel. Zudem fehlten Schulklassen und Touristen, die sich für Events auf dem Sachsenring einmieten. «Wie haben im Moment noch genügend Plätze.»
Jens Bohge, Vorsitzender des Mitteldeutschen Verbandes der Camping- und Wohnmobilwirtschaft, wirbt in der Corona-Krise dafür, neue Ecken in der Heimat kennenzulernen. «Es gibt viele kleine und mit viel Liebe vom Inhaber geführte Plätze, die haben sehr guten Zulauf.» Gerade in der aktuellen Situation wollten viele Campingfans nicht auf einen überfüllten Groß-Campingplatz in Italein mit mehr als 3000 Stellplätzen reisen. «Da kann unsere Branche profitieren», sagte Bohge mit Blick auf die rund 100 Campingplätze in Sachsen.
Bereits im vergangenen Jahr verbuchten die Campingplätze im Freistaat mehr Zulauf: Das Statistische Landesamt zählte für 2019 knapp 770 000 Übernachtungen - ein Plus von rund 13 Prozent. Die Zahl der Gäste stieg sogar um 20 Prozent auf 255 000.
Bereits in den Pfingstferien gab es laut Verbandschef Bohge einen Run auf Campen in Mitteldeutschland: Statt in den Süden reisten viele Campingfans lieber in die Nähe. Zugleich warnte Bohge vor allzugroßer Euphorie: «Wir sind besser gebucht als in den Jahren zuvor, aber es ist nicht so, dass wir überrannt werden.» Zudem gleiche der Zulauf das Defizit der coronabedingten Schließung nicht aus. Allein für seinen Campingplatz in Brandenburg rechnet er in diesem Jahr mit Umsatzeinbußen von rund 20 Prozent.
Einschränkungen durch Corona-Auflagen müssen Reisende in Sachsen laut Verband nicht fürchten: In der Regel gibt es ohnehin genügend Abstand zum Nachbarplatz, Sanitäranlagen werden häufiger gereinigt, die meisten Plätze verfügten zudem über moderne Einzelduschen. Sogenannte Pop-up-Campingplätze, die aufgrund großer Nachfrage mancherorts gerade temporär auf einem Festivalgelände entstehen, gibt es in Sachsen laut Verband derzeit nicht. Die Frage ist, wie dann die Hygieneregeln gerade in Zeiten von Corona umgesetzt werden, so Bohge.
Ein solches Pop-up-Camp existiert bereits in der Lüneburger Heide. Check-in und Bezahlung laufen komplett übers Netz. Weitere sind in Planung, unter anderem eines auf dem Ferropolis-Gelände am Gremminer See bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt.
Inhalt: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH
Bilder: Ein Schild weist den Weg zu einem Campingplatz. Foto: Hendrik Schmidt/ZB/dpa/Symbolbild