Der im Alter von 92 Jahren gestorbene FDP-Politiker Gerhart Baum ist in seiner Heimatstadt Dresden gewürdigt worden. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bezeichnete ihn als «großen Dresdner». «Nur wenige Politiker seiner Generation genossen ein so hohes Ansehen in unserem Land.» Als seine Geburtsstadt habe Dresden nun die Aufgabe, sein Andenken zu bewahren, betonte der Politiker.
Botschaft von Baum wird bei Preisverleihung verlesen
Baum hatte am Sonntag zur Verleihung des Dresdner Friedenspreises an den Europäischen Gerichtshof der Menschenrechte eine Rede halten wollen. Sie wurde von einem Freund verlesen. Darin rief der frühere Bundesinnenminister zur Verteidigung der Demokratie auf. Die Lage sei ernst, Freiheitsfeinde versuchten, eine neue Weltordnung durchzusetzen, die die Menschenrechte nicht mehr respektiere. Überall in der Welt drohten Brände.
Ministerin: Baum wird als streitbare Stimme vermisst
«Gerhart Baum stand als leidenschaftlicher Jurist wie kein zweiter für einen starken Rechtsstaat, der die Freiheitsrechte des Einzelnen wahrt und gleichzeitig die innere Sicherheit unserer freiheitlichen Gesellschaft vor Bedrohungen schützt. Wir werden Gerhart Baum als streitbare Stimme für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit vermissen», erklärte Sachsens Justizministerin Constanze Geiert (CDU).
Baum, geboren am 28. Oktober 1932, stammte aus dem Dresdner Bildungsbürgertum. Während des Zweiten Weltkrieges erlebte er die Bombardierung der Stadt. Kurz darauf floh seine Mutter mit ihm und den beiden Geschwistern an den Tegernsee. 1950 zog die Familie nach Köln. Von 1978 an war Baum vier Jahre lang Bundesinnenminister unter SPD-Kanzler Helmut Schmidt - in der Zeit des RAF-Terrors.
Erst jüngst hatte Baum angesichts antidemokratischer Tendenzen zur Verteidigung der Demokratie aufgerufen. Diese hätten «leider auch» seine Heimatstadt Dresden in den letzten Jahren in ein fragwürdiges Licht gerückt, hatte Baum zum 80. Jahrestag der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg mitgeteilt. Umso wichtiger sei es, dass die Mehrheit der Menschen fest an Demokratie und Bürgerrechte glaube, zusammenhalte, aufstehe und kämpfe.
Auch sächsische FDP würdigt Baum
Auch die sächsische FPD würdigte Baum. Parteivorsitzende Anita Maß bezeichnete ihn als «das sozialliberale Gewissen der Liberalen» und «streitbaren Geist, der das Bild der FDP als Bürgerrechtspartei nachhaltig prägte». «Der Kampf gegen den Rechtsextremismus und seine eindringlichen Warnungen vor den inneren Gefahren der Demokratie blieben bis zum Schluss ein wichtiger Teil seines Wirkens.»
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