Die jüngere Generation kann nicht mal mehr ordentlich ein Telefon benutzen! Ständig reden alle mit sich selbst und tragen das Handy vor sich her, anstatt es ans Ohr zu halten. Da hört man den anderen doch beim Telefonieren gar nicht!
Soll man auch nicht ... und das ist tatsächlich normal und sogar beabsichtigt. Mobiltelefone haben immernoch eine Ohrmuschel, die auch häufig noch zum telefonieren genutzt wird; ja. Doch meist kommt die gute alte ... ‚ähm’ neue Sprachnachricht zum Einsatz.
Dafür wird WhatsApp oder eine äquivalente App (z.B. Threema) mit Sprachfunktion genutzt. Zum Aufnehmen muss einfach nur der Mikrofonbutton gedrückt gehalten werden. Sobald fertig gesprochen wurde, lässt man diesen los. Threema funktioniert ähnlich, wobei man hier nur zum Beginnen und Beenden jeweils kurz darauf tippen muss; nicht durchgängig.
Das Sinnvolle daran ist, dass der Andere in selbigem Moment nicht am Telefon sein muss, um zu hören was gesagt wird. Er hat die Möglichkeit sich mein eigens Aufgenommenes einfach zu einem späteren Zeitpunkt anzuhören, wenn er die nötige Zeit hat. Dafür wird ihm angezeigt, welche Zeitdauer die Nachricht hat. Der Empfänger kann die Sprachnachricht mit dem ‚Play’-Zeichen starten, pausieren und jederzeit wieder anhören.
Jeder kann somit Monologe in den Alltag einbauen, alles sagen was gesagt werden muss und somit zwar ein zeitmäßig versetztes, aber dennoch vollständiges Gespräch führen. Wenn man ganz up to date ist, spricht man sogar in das integrierte Mikrofon der Kopfhörer (denn das ist weniger seltsam und auffällig)!
Also falls mal wieder angenommen wird, das Mädchen auf der anderen Straßenseite führe Selbstgespräche: Nein, sie verschickt nur eine Sprachnachricht ... oder wie sie auch liebevoll genannt wird: ‚Sprachi'.
Bild: Vanessa Böttger