Die IT-Branche in Sachsen blickt trotz der jüngsten Krisen auf erfolgreiche Monate zurück. Die Informations- und Kommunikationstechnik habe sich zu einem wirtschaftlichen Wachstumstreiber entwickelt, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Cluster IT Mitteldeutschland, Gerd Neudert, der Deutschen Presse-Agentur. Zahlen für eine genaue Vorschau würden differieren, trotzdem könne die Branche von einem weiteren Wachstum von bis zu zehn Prozent ausgehen. Laut Verbänden erleben die Unternehmen einen anhaltenden Boom.
«In der Konsequenz gehört dieser Wirtschaftszweig in Sachsen zu den am stärksten wachsenden. Die Prognosen gehen übereinstimmend von einer fortführenden Entwicklung aus», betonte Neudert. Innerhalb des Freistaates zeigten sich thematische Schwerpunkte. Die Region Dresden sei stark von der Halbleiterindustrie geprägt. Diese werden als Teil von Mikrochips in elektronischen Geräten gebraucht. «Im Raum Chemnitz haben Lösungen für die produzierende Industrie große Bedeutung, darunter der Maschinen- und Anlagenbau und die Automobilbranche.»
Die Region Leipzig stehe derweil für Dienstleistungen der Softwareentwicklung und Beratung. Gleichzeitig habe sich in den vergangenen Jahren ein kollaboratives Miteinander in der Branche entwickelt, erklärte Neudert.
Am Montag trifft sich die Branche zum Sächsischen IT-Summit in Plauen. Dazu werden den Angaben zufolge rund 200 Teilnehmer erwartet. Sie wollen darüber beraten, wie Sachsen ein führender IT-Standort in der Welt werden kann. Themen sind etwa Robotik im Unterricht, Künstliche Intelligenz, die Transformation der Arbeitskultur und sogenannte Smart Cloud Technologie in der Industrie.
Die Welt der Informationstechnik habe in der Corona-Zeit einen weiteren Schub bekommen, sagte Frank Bösenberg, Geschäftsführer des Branchenverbandes «Silicon Saxony» in Dresden. Die sächsische IT-Branche zähle inzwischen 70.500 Beschäftigte in rund 2300 Unternehmen. Vor einem Jahr lag die Zahl laut Verband noch bei 65.000 Beschäftigten, bis 2035 rechnet Bösenberg mit rund 100.000.
Das Wachstum betreffe nicht nur Dresden, sondern auch andere Standorte wie Freiberg und Chemnitz, betonte der Experte. In der Softwareentwicklung und der Mikroelektronik als den Hauptbereichen der Branche sei Sachsen auf einem guten Weg. «Bei der Mikroelektronik sind wir inzwischen der größte und bedeutendste Standort in Europa», erläutert Bösenberg. «Jeder dritte Mikrochip, der auf dem Kontinent produziert wird, kommt aus Dresden.» Weltweit sei der Bedarf an den aktuell knapp gewordenen Bauteilen, die etwa in Computern und Smartphones zu finden sind, hoch. «Wichtig für Sachsen sind genügend Fachkräfte. Dann können wir uns an der Weltmarkt-Spitze etablieren.»
Der aktuell enorme Digitalisierungsschub auch in kleineren Firmen, in Behörden oder Schulen könnte die ländliche Entwicklung vom Vogtland bis in die Lausitz voranbringen, sagte Rainer Gläß als Vorsitzender des Vereins Südwestsachsen Digital. Themen wie Homeoffice oder Coworking Spaces würden die Arbeitsplätze in abgelegenere Gegenden bringen - wodurch Onlinehandel, E-Learning, Telemedizin oder Online-Meetings einen Schub erhielten. «Für die IT-Branche stecken dahinter viele Technologien, Dienstleistungen und Produkte.»
Auch im Bereich künstlicher Intelligenz werde weiter geforscht. Ein Schwerpunkt sollen Gläß zufolge Assistenzsysteme sein, die Nachfragetrends oder Kundenwünsche vorhersagen. «Damit lassen sich Logistik-Prozesse anpassen und nachhaltig gestalten - und das Wegwerfen von Lebensmitteln oder Retouren im Onlinehandel reduzieren.»
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