Der bekannte Musiker Gil Ofarim steht im Gerichtssaal in Leipzig, um sich gegen Anschuldigungen der Verleumdung zu verteidigen. Vor zwei Jahren beschuldigte er einen Hotelmitarbeiter in Leipzig des Antisemitismus, aber die Staatsanwaltschaft hält das für nicht wahr und hat ihn deshalb angeklagt. Ofarims Anwälte sagen, falls auch nur ein einziges beleidigendes Wort an jenem Tag gefallen ist, sollte er nicht schuldig gesprochen werden.
Ofarim, der damals für den Mitteldeutschen Rundfunk in der Stadt war, hatte in einem Video, das viele Leute sahen, erzählt, dass der Hotelmitarbeiter ihn aufgefordert habe, eine Kette mit dem Davidstern abzulegen, um einchecken zu dürfen. Zuvor hatte er sich geärgert, dass andere Gäste vor ihm bevorzugt wurden.
Der Staatsanwalt, Andreas Ricken, sagt, dass Ofarim nicht die Wahrheit spricht. Er habe den Hotelmitarbeiter zu Unrecht beschuldigt. Der Davidstern sei beim Einchecken gar nicht sichtbar gewesen und erst im Video habe Ofarim ihn gezeigt.
Ofarim will zu den Anschuldigungen momentan nichts sagen. Sein Anwalt, Alexander Stevens, meint, es sei ein Fall, bei dem zwei unterschiedliche Geschichten vorliegen. Es könne ein Missverständnis oder schlechter Scherz sein, oder vielleicht doch ein Zeichen von Antisemitismus. Der Anwalt betont, dass es wichtig ist, dass das Gericht herausfindet, was wirklich passiert ist.
Der Anwalt sagt auch, es geht nicht nur um die Kette, sondern darum, was Ofarim erlebt hat. Es sei oft schwer, Mobbing und Diskriminierung zu beweisen. Viele Menschen hätten falsche Informationen über den Vorfall, zum Beispiel dass das Hotel nicht richtig nachgeforscht hätte.
Die Verteidigung findet es unwahrscheinlich, dass der Vorfall so passiert ist, wie der Hotelmitarbeiter sagt. Die Untersuchung gegen den Mitarbeiter wurde ohne Ergebnis beendet.
Das Gericht hat zehn Tage für den Prozess gegen Ofarim eingeplant, und bis alles entschieden ist, gilt er als unschuldig.
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