Schon als Jugendlicher war für den seit Geburt blinden Norbert Britze klar: Er will die Musik zum Beruf machen. Das hat er geschafft. Seit 1997 arbeitet der Kirchenmusiker als Kantor und Organist in Bad Düben, leitet mehrere Chöre, unter anderem das Vokalensemble Anima, macht Musik in Kitas und Altenheimen. Daneben unterstützt er die Blindenbücherei in Leipzig bei der Übersetzung von Musikstücken in Braillenoten, also Noten in Blindenschrift.
Die Musik zieht sich seit der Kindheit durch sein Leben. Mit 13 lernt er Klavier, mit 16 nimmt er Orgelunterricht. Später studiert er Kirchenmusik in Görlitz. Die Entscheidung für das Studium fiel aus verschiedenen Gründen, wie Britze erklärt: «Ich bin zum einen von Haus aus christlich erzogen worden, zum anderen hat mich die Musik einfach angesprochen, und es war auch einfach eine Alternative zu dem, was der Staat zu DDR-Zeiten so geboten hat».
Die Reaktionen aus seinem Umfeld, die Musik zum Beruf machen zu wollen, seien überwiegend wohlwollend gewesen. «Es gab schon auch Skepsis, dass das als Blinder natürlich auch schwierig wird. Es war beides dabei», sagt Britze. Bei der Gehörbildung, die einen großen Teil seines Musikstudiums einnahm, habe er sogar öfters mal einen Vorteil gegenüber seinen Kommillitonen gehabt.
Das Einzige, was in seinem Studium weggefallen sei, sei das Spielen vom Blatt gewesen. «Um ein Stück zu lernen, muss man es lesen, aber letzten Endes spielt man dann auswendig, weil man zum Spielen beide Hände braucht», erklärt Britze. Um ein neues Stücke zu lernen sind sehbehinderte und blinde Menschen wie Britze auf Braillenoten angewiesen oder spielen nach Gehör.
Zum Erlernen eines Instruments mit Sehbehinderung sagt Reiner Delgado, Sozialreferent beim Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband: «Schwierigkeiten gibt es schon». Man könne sich zum Beispiel nicht bei anderen abgucken, wie sie das Instrument halten, erklärt er. Das mache den Lernprozess natürlich insgesamt langsamer.
Obwohl er den ganzen Tag Musik macht, hört Britze auch privat gerne Musik. «Entweder zur beruflichen beziehungsweise auch privaten Weiterbildung oder einfach was im Radio läuft, das ist dann aber meistens nicht gezielt», erklärt er. Eine musikalische Lieblingsrichtung hat der 52-Jährige nicht. «Wenn man beruflich Musik macht, findet man an vielen Stücken was Interessantes».
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