Ein kleines Tier bekommt große Aufmerksamkeit: Für 5,5 Millionen Euro soll in Adorf im Vogtland ein Erlebniszentrum entstehen, in dem es um die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel und ihre Erzeugnisse aus Perlmutt geht - der schimmernde Stoff wird aus dem inneren Schalenmaterial der Muscheln gewonnen.
«Wir besitzen durch unsere Geschichte die größte Perlmutter-Sammlung Deutschlands», sagte Bürgermeister Rico Schmidt der Deutschen Presse-Agentur. Mehrere Tausend Exponate umfasst die Adorfer Sammlung, von der in den beengten historischen Räumen im Stadtkern aktuell nur 30 Prozent gezeigt werden können, wie Museumsleiter Steffen Dietz erläuterte.
Deswegen wird nun das jetzige Perlmutter- und Heimatmuseum mit einem sanierten Nebengebäude und zusätzlich einem Neubau verbunden. Auf mehreren Etagen soll dann genügend Platz für das neue Erlebniszentrum sein. Die kürzlich begonnenen Bauarbeiten sollen 2025 abgeschlossen sein.
Bis in die 1920er Jahre war Adorf ein Zentrum der Herstellung von Perlmuttwaren - auch die Bezeichnung Perlmutter für den Stoff ist gebräuchlich, er leitet sich ab von «Mutter der Perle». Bis zu 1000 Beschäftigte waren damals damit beschäftigt, aus den schimmernden Muschelschalen Schmuck, Knöpfe oder Intarsien herzustellen. Die kleinen Gebirgsbäche um die Stadt galten als wichtiges Verbreitungsgebiet der inzwischen vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel.
Das neue Zentrum soll künftig drei Themenbereiche umfassen, erklärte Dietz. «Einerseits wollen wir die Flussperlmuschel zusammen mit aktuellen Aufzuchtprojekten und Schutzmaßnahmen vorstellen.» Dann gehe es um die Perlenfischerei und um eine Zeit, in der die Tiere zu Tausenden aus den vogtländischen Bächen geholt wurden. Und schließlich um die Verarbeitung des Perlmutts. «Unser Erlebniszentrum wird eine spannende Kombination aus den Themen Naturschutz, Lebensraum der Tiere, Geschichte und Kunsthandwerk sein.»
Am Samstag (13. Mai) will die Stadt zum diesjährigen Tag der Städtebauförderung über das Großprojekt informieren. Dazu seien ganztägig Informationsgespräche im Rathaus geplant, sagte Bürgermeister Schmidt.
2,2 Millionen Euro Fördermittel kommen über das Bundesprogramm «Nationale Projekte des Städtebaus». Darüber hinaus sucht die Stadt dem Bürgermeister zufolge über Spendenaufrufe und Stiftungen noch weitere Unterstützung für den Millionenbau.
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten