Mit einer feierlichen Zeremonie ist in Freiberg eine neue Glocke für den Merseburger Dom gegossen worden. Die 890 Kilogramm schwere Friedensglocke soll im eingestrichenen G erklingen und so das historische Geläut des Doms, das Experten zufolge zu den bedeutendsten in Deutschland zählt, ergänzen und entlasten. Anlass für die am 1. Oktober geplante Glockenweihe ist das 1000-jährige Bestehen des Doms in Sachsen-Anhalt. Die Glocke trägt als Inschrift das Schiller-Zitat «Friede sei ihr erst Geläute»; auch die Hauptheiligen des Doms sind den Angaben zufolge darauf abgebildet.
Der Tradition folgend wurde die Glocke um 15.00 Uhr, der Sterbestunde Jesu, gegossen. Von einem «ganz besonderen Tag» sprach Holger Kunde, Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz. Zuletzt sei vor 127 Jahren eine neue Glocke für eines der Gotteshäuser in Obhut der Domstifter gegossen worden: die nicht erhaltene Drei-Kaiser-Glocke des Naumburger Doms.
Für den Guss der neuen Glocke wurde der Freiberger Verein Hilliger ausgewählt, der sich dem Andenken der gleichnamigen Glockengießer-Dynastie verschrieben hat. Als Vorbild diente eine 1518 von Martin Hilliger gegossene Glocke in Naumburg. Sie wurde laut Verein im 3D-Verfahren gescannt, ein digitales Glockenmodell erstellt und an den gewünschten Ton angepasst. In Ostdeutschland gibt es Fachleuten zufolge keine traditionellen Glockengießereien mehr.
Die neue Glocke wird von der Friede Springer Stiftung finanziert. Die Rede ist von 50.000 Euro. «Besonders freut es uns, dass die Glocke dem Frieden gewidmet ist», erklärte die Verlegerin Friede Springer. Ob der Guss am Freitag gelungen ist, wird sich erst in der kommenden Woche zeigen - dann soll die Glocke von einem Fachmann geprüft und abgenommen werden.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH