Einmal im Jahr gewährt die Fürstenfamilie Liechtenstein der breiten Öffentlichkeit Einblick in ihre über Jahrhunderte gewachsene Kunstsammlung. Am Freitag eröffnete im Wiener Gartenpalais des Adelshauses eine Sonderausstellung. Bis Anfang April steht dort unter anderem die zeitlos beeindruckende Porträtmalerei von Peter Paul Rubens (1577-1640) und Anthonis van Dyck (1599-1641) im Zentrum. Viele der ausgestellten Werke wurden von Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein (1675-1712) von Wien aus angekauft.
Das derzeitige Oberhaupt der Familie, Fürst Hans-Adam II., führt diese Tradition persönlich fort, erzählte Stephan Koja, Direktor der Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein der Deutschen Presse-Agentur. «Ich schlage Ankäufe vor, aber der Fürst kauft mit seinem Privatvermögen», sagte Koja, der zuvor die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden führte. So sei der Kunstschatz der Liechtensteins im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Sammlungen in den vergangenen 30 Jahren um etwa 1000 Werke angewachsen. An Finanzkraft mangelt es den Liechtensteins nicht. Der Familie gehört unter anderem die LGT Bank, die mehr als 300 Milliarden Euro an Vermögen für wohlhabende Privatkunden verwaltet. Bis 2011 wurde das Gartenpalais in Wien als öffentlich zugängliches Museum geführt, um Teile der Sammlung zu präsentieren, die insgesamt mehr als 30.000 Objekte von der Frührenaissance bis zur Romantik umfasst. Doch wegen mangelnder Besucherzahlen schloss die in Vaduz residierende Fürstenfamilie den regulären Betrieb und setzte auf die lukrativere Vermietung der Räumlichkeiten für Veranstaltungen sowie auf gebuchte Führungen für kleinere Gruppen. Koja arbeitet derzeit daran, das Haus wieder etwas mehr zu öffnen. Es sei geplant, die jährliche Frühjahrsausstellung zu verlängern und allgemein «mehr Möglichkeiten zum Besuch zu bieten», sagte der österreichische Kunsthistoriker.
Seinen Wechsel von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden an die Privatsammlung eines Adelshauses begründet Koja vor allem mit der Qualität der Liechtensteinischen Kunstschätze, aber auch mit der unkomplizierteren Arbeitsweise innerhalb der fürstlichen Sammlung. «Die Bürokratie hat dort einen enormen Raum eingenommen», sagte er über seine Zeit in Dresden. In Wien könnten hingegen Entscheidungen sofort getroffen werden.
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