Mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) entsteht in den kommenden Jahren ein Großforschungszentrum in der Lausitz. Nach Einschätzung von Gründungsdirektor Günther Hasinger geht der Aufbau zügig voran. «Vor allem in der wichtigsten Aufgabe, exzellentes Personal mit sehr vielfältigen Erfahrungen nach Görlitz und in die Region zu holen, sind wir erfolgreich», sagte der Wissenschaftler. Inzwischen sind mehr als 50 Menschen verschiedener Nationalitäten für das Projekt eingestellt worden. 2025 sollen mindestens 30 neue Stellen besetzt werden.
Das geplante Zentrum zur astrophysikalischen Forschung in der sächsischen Lausitz war 2022 zu einem der beiden Siegerprojekte innerhalb des Bundeswettbewerbs «Wissen schafft Perspektiven in der Region» gekürt worden. Das zweite Großforschungszentrum entsteht in Sachsen-Anhalt und nimmt die Transformation der chemischen Industrie in den Fokus. Beide Vorhaben werden bis 2038 mit jeweils rund 1,2 Milliarden Euro aus Mitteln für den Strukturwandel in den ostdeutschen Kohleregionen gefördert.
2025 wird ein spannendes Jahr
«2025 wird für uns extrem spannend und herausfordernd», sagte Hasinger, der zuletzt Direktor für Wissenschaft bei der Europäischen Weltraumorganisation in Madrid war. Bis Ende des neuen Jahres soll für das DZA eine gemeinnützige GmbH gegründet werden. Bislang ist das Projekt organisatorisch an die TU Dresden und das Deutsche Elektronensynchrotron DESY, ein Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft, angebunden. Nach der dreijährigen Aufbauphase soll das Vorhaben in der Lausitz eine institutionelle Förderung erhalten, die der Bund zu 90 Prozent und Sachsen zu 10 Prozent übernehmen. Perspektivisch sind rund 1.000 Stellen für das künftige Großforschungszentrum geplant, davon allein 350 im wissenschaftlichen Bereich.
«Es gibt für unsere Herausforderungen keine Blaupause, alles muss erst erdacht und entwickelt werden», sagte Hasinger. 2025 soll die Suche nach dem «besten Platz» für ein unterirdisches Forschungslabor im Landkreis Bautzen vorangetrieben werden. Im Laufe des Jahres seien dazu fünf Probebohrungen bis in 250 Meter Tiefe geplant, die erste davon Ende Januar. Die seismische Ruhe im Lausitzer Granit gilt als hervorragende Voraussetzung, um höchst empfindliche Messmethoden zu entwickeln, die für die Gravitationswellenastronomie benötigt werden.
Das Gebiet im Städtedreieck zwischen Bautzen, Hoyerswerda und Kamenz ist auch als möglicher Standort für das Einstein-Teleskop (ET) im Gespräch. Die Einrichtung eines unterirdischen Observatoriums in Form eines gleichseitigen Dreiecks wird als entscheidender Schritt in der Erforschung des Universums angesehen.
Kommt das Einstein-Teleskop in die Region?
Neben dem Untergrundlabor soll das Zentrum für Astrophysik einen Forschungscampus in Görlitz bekommen. Der Freistaat Sachsen hat dafür ein früheres Klinik-Gelände erworben. Nach DZA-Angaben soll bereits ab 2025 das erste Bürogebäude an dem neuen Standort saniert werden, um zusätzliche Flächen für die wachsende Zahl an Mitarbeitern zu schaffen. Seit Anfang November verstärkt eine eigene Architektin das Team, um die Fachplanung bei den Bauarbeiten zu begleiten.
«Wenn wir zurückblicken, sind wir erstaunt und erfreut, wie viel schon geschafft wurde», sagte Hasinger. Im Frühjahr 2023 hatte der Aufbau des künftigen Großforschungszentrums begonnen. Inzwischen ist es mitten im Stadtzentrum von Görlitz angekommen, nachdem die Angestellten in diesem Jahr Büros im Postgebäude bezogen haben. Neben Physikern mit unterschiedlichen Spezialisierungen gehören zum interdisziplinären Team auch Sozialwissenschaftler, Biologen, Ingenieure und ein Geograf. Auf dem Görlitzer Alstom-Gelände stehen zudem Werkstatt- und Laborräume zur Verfügung, die zur Materialforschung und Technologieentwicklung angemietet wurden. Ferner gibt es ein Büro in Hoyerswerda, das mit zwei Leuten besetzt sei.
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