Die Blumengeschäfte und Gartenbaubetriebe in Sachsen bangen im Corona-Lockdown um ihr Geschäft. Gerade mit Blick auf den Valentinstag fürchten sie finanzielle Einbußen. «Das ist der erste große Blumen-Schenktag des Jahres», sagte Sylke Nagel, Präsidentin des Floristen-Landesverbandes. Die meisten Läden sind wegen der Eindämmung der Corona-Pandemie aber geschlossen. Viele Händler treibe die Sorge um die Zukunft um, so Nagel. «Es ist eigentlich ein optimistischer Tag, ein Tag, um anderen eine Freude zu machen - in diesem Jahr umso mehr.» Der 14. Februar gilt in der Branche als einer der stärksten Verkaufstage im Jahr.
Die Blumenläden im Freistaat stünden vor einer schwierigen Situation: Bisher war anders als in anderen Bundesländern der Bestell- und Abholservice «Click & Collect» nicht gestattet - daher konnten Blumensträuße nicht einfach bestellt und abgeholt werden. «Und Lieferdienst ist für viele Floristen nur bedingt machbar. Wenn man wegen jedem Strauß losfährt, lohnt sich das kaum», so Nagel. Nun allerdings gibt es eine vorsichtige Lockerung: Am Dienstag beschloss Sachsens Regierung, dass ab Montag Kunden Waren per Telefon oder Internet bestellen und sie dann in den Geschäften abholen dürfen.
«Für uns ist es zu spät, gerade für den Valentinstag», sagte Tobias Muschalek vom Landesverband Gartenbau. «Click & Collect» sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, dennoch mahnte der Verband vorsichtige Öffnungen im Einzelhandel an. Die wenigsten Blumenläden und Gärtnereien hätten ihr gesamtes Sortiment im Internet stehen. Viele Gartenbaubetriebe seien auf Blumenläden, Baumärkte oder Gartencenter angewiesen, um ihre Ware zu verkaufen. «Das sind erhebliche Umsätze, die nun fehlen», so Tobias Muschalek. Bleibt der Lockdown bis Ende Februar bestehen, so eine Blitzumfrage unter Verbandsmitgliedern, müssten allein in Sachsen rund sechs Millionen Pflanzen vernichtet werden. Bei einer weiteren Schließung bis Ende März kämen noch einmal rund sieben Millionen Pflanzen dazu. Im Freistaat sind rund 300 Gartenbaubetriebe in dem Verband organisiert.
«Wir können nicht einfach die Bänder anhalten wie in einer Fabrik, wir haben bereits im Herbst gepflanzt», erklärte Muschalek die Situation der Gärtnereien. Die Pflanzen und Blumen müssten versorgt werden, deswegen greife das Instrument der Kurzarbeit bei vielen Betrieben nicht. In den Gewächshäusern wachsen derzeit vor allem bunte Primeln, Hornveilchen und Osterglocken. «Alles, was wir nicht verkaufen, muss vernichtet werden.» Der Verband forderte daher, die Ware bei der Erstattung der Fixkosten aufzunehmen und den Unternehmen damit zu helfen.
Zudem sorgen sich Blumengeschäfte und Gärtnereien wegen der zunehmenden Konkurrenz in den Supermärkten. Viele Discounter haben aufgerüstet und bieten immer mehr Tulpen, Narzissen und Co. an. «Der Kunde braucht nicht noch einmal extra in einen anderen Laden und nimmt die Blumen gleich mit», so Floristin Nagel. Auch wenn die Sträuße aus Sicht des Verbandes nicht die gleiche Qualität wie im Fachgeschäft haben, mehrt sich die Sorge, dass es auch nach dem Lockdown so bleiben könnte. «Viele nehmen Angebote an, das schafft umso mehr Einbußen in den Fachgeschäften. Muschalek warnte vor einem «stationären Amazon». Die wenigsten Supermärkte würden zudem auf Blumen und Pflanzen aus der Region zurückgreifen.
Laut dem Fachverband Deutscher Floristen gibt es bundesweit etwa 8000 bis 10 000 Blumengeschäfte. Rund 30 000 Arbeitsplätze sind damit verbunden. Im Landesverband Sachsen sind rund 70 Betriebe organisiert - Blumenläden gibt es allerdings deutlich mehr.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH