Knapp 250 Menschen aus den Gemeinden Trebendorf und Schleife im Landkreis Görlitz haben am Sonntag mit einer Menschenkette durch das Dorf Mühlheim gegen das geplante Klimacamp protestiert. «Die Umsiedlung von Mühlrose und die Wahl des neuen Ansiedlungsstandortes in der Nachbargemeinde Schleife waren deutliche Mehrheitsentscheidungen der Mühlroser», sagte der Bürgermeister der Gemeinde Schleife Jörg Funda. Diese wurden dem CDU-Politiker zufolge nach einer ausführlichen und genauen Abwägung getroffen.
Trotz des bis 2038 vereinbarten Kohleausstiegs soll Mühlrose als einer der letzten Orte dem Tagebau weichen, weil ab Ende der 2020er Jahre die unter dem Dorf liegende Braunkohle durch den Tagebau Nochten gefördert werden soll. Damit soll die Versorgung des Kraftwerksstandortes Boxberg langfristig gesichert werden. Gegner führen an, dass das Sonderfeld Mühlrose angesichts des Ausstiegs und laut einem Gutachten nicht mehr gebraucht werde. Klimaaktivisten wollen diese Woche in Mühlrose deshalb ein Klimacamp aufbauen, um ein Zeichen gegen den dortigen Kohleabbau zu setzen.
Die Umsiedlung erfolge von Anfang an in enger Abstimmung und unter Beteiligung der Mühlroser Einwohner auf Basis des Umsiedlungsvertrages zwischen dem Energiekonzern Leag und den Gemeinden Trebendorf und Schleife. Auch der amtierende Bürgermeister der Gemeinde Trebendorf, Robert Sprejz, erwarte «Respekt vor den Gefühlen der Mühlroser Bürger». Die Mehrheit hätte sich seit 2006 durch Bürgerbefragungen für die Umsiedlung entschieden. Diese Entscheidung müsse nun auch respektiert werden.
Die beiden Gemeinden befürchten ähnliche Entwicklungen wie im nordrhein-westfälischen Lützerath. Im Rheinischen Revier kam es im Januar zu Widerstand und Protesten, als die Polizei mehrere Tage lang das Klimacamp von Kohlegegnern räumte, damit der Energiekonzern RWE die darunter liegende Braunkohle abbaggern kann. Sachsens Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther schloss im Januar eine Entwicklung wie in Lützerath für das Dorf Mühlrose aus. Dem Grünen-Piolitiker zufolge sei die Situation in der Lausitz eine grundsätzlich andere.
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