Der zunehmende Wassermangel durch den Klimawandel setzt auch den Bergbausanierer LMBV unter Druck, nach schnelleren Lösungen bei der Wasserbewirtschaftung in der Lausitz und Mitteldeutschland zu suchen. Die Situation zeige deutlich, dass man sich damit intensiv beschäftigen und Lösungen entwickeln müsse, sagte der Geschäftsführer der bundeseigenen Verwaltungsgesellschaft des Bergbaus, Bernd Sablotny, am Dienstag. «Wir haben sie noch nicht, aber wir arbeiten intensiv daran.» Dazu gehöre die schnellere volle Funktionsfähigkeit des bergbaulichen Wasserspeichersystems Lohsa II, welches die Spree und damit das Biosphärenreservat Spreewald und Berlin mit Wasser versorgen kann.
Das Speicherbecken ist bereits seit 2016 eingeschränkt im Probestaubetrieb und stellt durchschnittlich 30 Millionen Kubikmeter im Jahr zur Verfügung. Bei voller Funktionsfähigkeit beträgt der Speicherraum 72 Millionen Kubikmeter. Ziel der LMBV ist Sablotny zufolge, die volle Inbetriebnahme des Speichersystems von 2050 auf das Jahr 2030 vorzuziehen. Dazu müssten auch DIN-Normen auf den Prüfstand, die sich bislang an der Hochwassersicherheit orientierten. Die Finanzierung der Sanierung des Speichersystems sei durch Bund und Länder gesichert.
Zudem will der Bergbausanierer bis 2024 ein eigenes Gutachten zur Auswirkung des Klimawandels auch auf die Gewässer in seinem Sanierungsgebiet erstellen, um zielgerichteter Wasserbewirtschaftung betreiben zu können. Die LMBV stützt die Pegel von Spree und Schwarzer Elster. Zudem will der Bergbausanierer bis 2024 eine eigene Klimaprognose für die Gewässer erstellen, um zielgerichteter Wasserbewirtschaftung betreiben zu können. Die LMBV steuert die Pegel von Spree, Schwarzer Elster und Lausitzer Neiße. Die Mindestwasserabflüsse seien derzeit schwierig zu gewährleisten wegen des Wassermangels, stellte der Leiter der Flutungszentrale, Maik Ullrich, dar. Das Betrachtungsgebiet der LMBV beträgt 8000 Quadratkilometer, davon 250 Kilometer Spree, 75 Kilometer Schwarze Elster, 60 Kilometer Lausitzer Neiße. 200 Meldestellen erfassen Daten. 90 Prozent der Bergbaufolgeseen sind laut LMBV geflutet. Zwei Millionen Euro pro Jahr fallen allein für die Wassersteuerung des Systems Lohsa II als Kostenfaktor an.
Die Sanierung des Speichersystems war auch Thema der gemeinsamen Kabinettssitzung der Länder Brandenburg und Sachsen. Sie forderten, dass das Speichersystem zeitnah seinen Betrieb aufnehmen muss. Auch Fragen eines komplexen und langwierigen Genehmigungs-und Umsetzungsverfahrens müssten auf den Prüfstand, sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) bei einem Besuch der Flutungszentrale der LMBV in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). «Wir brauchen diese Speicher für Niedrigwasserauffüllung», betonte Vogel und fügte hinzu: «Wir haben schwere Zeiten vor uns, was die Wasserversorgung betrifft. Wir haben sehr extreme Niedrigwasser.»
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther nannte die Wasserbewirtschaftung eine der Großbaustellen in der Lausitz und Mitteldeutschland. «Man muss auch nicht ernsthaft über Industrieansiedlungen reden, wenn man die Wasserfrage nicht klärt», so der Grünen-Politiker. Er zeichnete ein düsteres Bild von den derzeitigen Wassermengen in den Flüssen. In der Schwarzen Elster seien es derzeit 5 bis 35 Prozent, an der oberen Elbe 10 bis 55 Prozent, in der Spree 20 bis 50 Prozent, in der Lausitzer Neiße 20 bis 40 Prozent. «Es ist eine neue Normalität, dass erhebliche Wassermengen fehlen.» Das Thema Wasser nehme eine andere politische Dimension an und auch die Geschwindigkeit, mit der man handeln müsse. «Das hat mindestens die Flughöhe Richtung Bund.»
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