In einer emotionalen Zeremonie hat der Freistaat Sachsen weitere Gebeine aus der Kolonialzeit an das Herkunftsland Australien zurückgegeben. Zu der feierlichen Übergabe am Donnerstag im Grassi Museum für Völkerkunde in Leipzig waren auch Nachfahren der australischen Indigenen angereist. Die Rückgabe sei ein wichtiger Schritt hin zu Versöhnung und Verständigung, sagte Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU). «Dass Verstorbene als Sammlungsobjekte in Museen verwahrt und auch öffentlich ausgestellt wurden, ist beschämend. Wir bedauern das sehr.»
Übergeben wurden die Gebeine von sechs Menschen aus dem ethnographischen Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Sie stammten aus Grabplünderungen sowie von Opfern gewaltsamer Auseinandersetzungen, wie die SKD mitteilten. Es war bereits die dritte Rückgabe. Im April und November 2019 waren die Überreste von 83 Menschen, die zuvor Teil der Sammlungen waren, nach Australien zurückgekehrt. Die Rückgaben seien ein wichtiger Teil der Dekolonialisierung der ethnologischen Museen Sachsens.
Der australische Botschafter in Deutschland, Philip Green, sagte, der australischen Regierung sei es ein wichtiges Anliegen, «substanzielle Fehler» der Vergangenheit zu korrigieren. Seit 1990 seien mehr als 1600 Ahnen aus neun Ländern zurück nach Australien gebracht worden, davon 157 aus deutschen Sammlungen. Es werde daran gearbeitet, weitere rund 100 Vorfahren aus deutschen Institutionen und privaten Sammlungen zurückzuholen. Alle 16 Bundesländern und die Bundesregierung unterstützten die Repatriierungsbemühungen.
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten