Sachsens SPD wünscht sich eine Vorreiterrolle des Freistaates in der deutschen Bildungspolitik. «Es wäre doch großartig, wenn der Pisa-Sieger Sachsen den Mut und die Kraft hätte, auch bei der Erneuerung des deutschen Schulsystems beispielgebend für die anderen Bundesländer zu sein», erklärte SPD-Bildungsexpertin Sabine Friedel am Dienstag in Dresden. Sie nahm dabei Bezug auf ein Interview von Kultusminister Christian Piwarz (CDU) in der Chemnitzer «Freien Presse» am gleichen Tag.
Friedel sagte: «Eine wichtige Lehre der Corona-Pandemie ist: Die Schule ist für Kinder und Jugendliche ein Ort der Entwicklung, der Sozialisation und der Persönlichkeitsbildung. Das muss sich dann aber auch in den Vorgaben der Schulaufsicht widerspiegeln. Solange hier Noten der einzige und höchste Maßstab für die Beurteilung von Lernerfolgen sind, wird dieser Satz ein leeres Wort bleiben.» Piwarz hatte zuvor unter anderem gesagt: «Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass es Noten um jeden Preis geben muss.» Friedel begrüßte das.
Um eine Abschaffung der Noten in allen Schularten und Jahrgangsstufen geht es der SPD aber nicht. «Für Abschlusszeugnisse wird man immer Noten brauchen. Doch Noten sind nur ein Notbehelf, damit die Welt "außerhalb der Schule" eine Orientierung hat», sagte Friedel auf Anfrage. Innerhalb der Schule erfüllten sie keinen pädagogischen Nutzen: «Die Schülerinnen und Schüler brauchen differenzierte Rückmeldungen. Diese dienen dem Lernerfolg viel besser als Noten. In den skandinavischen Ländern wird erst ab Klasse acht benotet. Davor gibt es trotzdem Leistungseinschätzungen - aber in Form von Rückmeldungen, Lernzieldialogen und ähnlichem. Das hilft Schülerinnen und Schülern viel mehr dabei, an ihren Schwächen zu arbeiten.»
Aktuell läuft mit der Universitätsschule in Dresden ein Schulversuch, der genau diese Art der Bildung umsetzt und parallel wissenschaftlich untersucht.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH