Die Auseinandersetzung um die Ursachen des gemessenen und registrierten Klimawandels und den Umgang mit dieser Entwicklung haben inzwischen den Charakter eines Religionskrieges angenommen. Alle Merkmale sind vorhanden: Es gibt Gläubige, die ihr Heil in der Befolgung individueller Verhaltensweisen suchen, um dem neuen Gott zu gefallen: z.B. im Veganismus oder konsequenten Autoverzicht. Es ist auf alle Fälle eine Lehre der Bettelmönche, die Verzicht predigt. Demut ist immer gut und Bescheidenheit eine Zier. Aber wir sprechen hier von Selbstpeinigung. Und es geht wieder darum, eine Heilslehre anzunehmen, sich umerziehen zu lassen und dann folgsam zu sein. Das ist nur etwas für fügsame und schüchterne Gemüter - und für Linke, die immer andere umerziehen wollen. Das muss genetisch sein.
Damit Selbstentscheider und Andere-Wege-Sucher aber aus der Sicht der Auserwählten nicht dazwischen blöken, werden sie von vornherein stigmatisiert, wenn sie nicht zu diesen sehr eingeschränkten Denkweisen und Handlungsvorgaben bereit sind. Diese Ketzer werden auch mit Bannflüchen belegt: Sie seien Klimaleugner. Die Wettermessdaten, aus denen das Klima berechnet wird, leugnet niemand auf der ganzen Welt - keiner. Damit ist dieser Begriff schon einmal in der Sache Schwachsinn, aber religiös gedeutet natürlich mächtig. Ich kenne auch fast niemanden, der die empirischen Befunde nicht anerkennt oder gar leugnet. Dass sich das Klima wandelt, leugnet nach meiner Kenntnis nur eine kleine Gruppe. Und wenn man wirklich liberal ist, müsste man sogar zumindest theoretisch gelten lassen, dass auch diese Recht haben könnte. Aber so erzliberal können nur wenige leben.
Es gibt viele, die sich nicht damit zufriedengeben wollen, dass der CO2-Anstieg die einzige Ursache für den Klimawandel sein soll. Das wäre auch erstaunlich einfach bei einem solch komplexen Gebilde wie dem Wetter. Und ich kenne viele, die es abenteuerlich finden, basierend auf dieser Religion, dass das CO2 der Leibhaftige sei, ganze Industriezweige abzuschaffen, viele Jobs zu riskieren und innerhalb Europas eine gemeinsame Energiepolitik zu behindern. Unabhängig davon, welche Erkenntnisse zu den Ursachen in den nächsten Jahren noch kommen werden, wenn wissenschaftliche Forschungen mehr Ergebnisse bringen, ist es auf jeden Fall richtig, sich mit den Fakten zu beschäftigen. Fakt ist, dass wir mit veränderten Wetterbedingungen umgehen müssen: Temperaturen, Windströmungen, Wärme - und Kälteeinbrüche etc. Das erfordert viel mehr Anpassung als bis heute betrieben oder auch diskutiert wird. Wir müssen uns technologisch in vielerlei Weise anpassen. Unser Leben unter diesen Veränderungen zu managen, kann auf keinen Fall falsch sein. Da ziehen alle mit.
Man kann auch technisch CO2 wieder der Atmosphäre entziehen. Das geht sogar biologisch: durch ein vermehrtes Anpflanzen von Bäumen. Es gibt andere Möglichkeiten, an denen gearbeitet wird. Wir sollten vielmehr auf unsere Anpassungsfähigkeit vertrauen als in der permanenten Klima - Apokalypse mit schlechtem Gewissen dahin zu vegetieren.
Ich denke, die Linke hat herausgefunden, dass ihre sozialistischen Gerechtigkeitsideale im 21. Jahrhundert in den Industrieländern keine wirkliche Basis mehr bieten, politisch aufzutrumpfen. Den meisten Menschen geht es gut. Sie haben auch nach 50 Jahren erfahren, dass Entwicklungshilfe, die auf Almosen und schlechtem Gewissen beruht, nicht funktioniert. Deshalb setzen sich jetzt die Menschen, die vor allem für andere da sein wollen (allerdings meist nicht für welche in nächster Nähe), für das globale Klima ein. Das kann keiner ablehnen. Das kann ihnen keiner wegnehmen. Gott sei Dank haben sie nun doch noch einen politischen Lebenssinn gefunden, wie es scheint. Der Schaden, den diese kollektive Sinnsuche im Sinnlosen ausrichtet, ist eine sehr typische deutsche Romantik, aber keine ernsthafte interessengeleitete Politik, die uns alle weiterbringt.
Diese Frage ist viel zu wichtig, um sie verkappten Linken zu überlassen, die wieder Menschen umerziehen wollen und nun mit der Klimareligion eine neue Mohrrübe gefunden haben, die sie der Bevölkerung vor’s Maul halten, damit sie in die gewünschte Richtung trabt.
Ich finde, wir sind keine Esel! Freie Bürger entscheiden selber. Sollen die anderen doch ihre religiösen und ideologischen Möhren selber knabbern. Stört keinen und ist auch gut für’s Klima.
Autor: Antje Hermenau
Antje Hermenau Ansichten aus der Mitte Europas Wie Sachsen die Welt sehen Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 176 Seiten | Paperback EUR 10,00 [D] ISBN 978-3-374-05932-4 Leipzig, im März 2019 |