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Vier Schicksalsschläge, aber nie gebrochen

Lebenslinien // Henry Berndt
Lebenslinien // Henry Berndt

Ein Kind verloren, ein Hirntumor, ein Schlaganfall und Krebs. Das Schicksal hat Andrea Hafenstein viele Prüfungen gestellt. Nun wird das Leben der Dresdnerin festgehalten.

Dresden. Tauschen wolle sie mit niemandem, sagt Andrea Hafenstein ernst. Trotz allem. Für die 58-Jährige ist klar, dass sie nur dieses eine Leben hat, und dass sie genauso glückliche Momente in ihrem Herzen trägt, wie andere Menschen. Nur hat sie auch andere Zeiten erlebt. Ihr erstes Kind starb mit zwei Jahren am plötzlichen Kindstod. Später warf sie ein Hirntumor aus der Bahn und das Schicksal war noch immer nicht fertig mit ihr. Es folgten ein Schlaganfall und schließlich eine besonders seltene und aggressive Krebserkrankung, die vor ihr weltweit nur ein anderen Mensch überlebt hatte. Die Ärzte gaben ihr noch sechs Wochen zu leben, doch Andrea Hafenstein hatte andere Pläne. Bis heute, 19 Jahre nach der Krebsdiagnose, erfreut sie ihre Freunde und Verwandten mir großer Klappe und großem Herzen.

Der Dresdner Journalist, Kollege und Biograf Henry Berndt hat nun das Leben von Andrea Hafenstein mit seinem "Lebenslinien"-Projekt für die Ewigkeit festgehalten. Ein Buch und ein Video erzählen viel von Mut und Verzweiflung, von Hoffnung, schwarzem Humor - und von Schach. Dem Schachspiel nämlich sei es zu verdanken, sagt Andrea Hafenstein, dass sie immer wieder die Kraft gefunden habe, sich selbst aus den tiefsten Tälern herauszuziehen. Das Spiel begleite sie schon seit ihrer Kindheit. Als 14-Jährige besiegte sie einst den kürzlich verstorbenen Großmeister Wolfgang Uhlmann, der damals ihre Schule besucht hatte. Jahrzehnte später schrieb er ihr einen Brief:  „Betrachten Sie das Schachspiel als Lebenselixier“, riet er ihr. Und genau das macht Andrea Hafenstein bis heute. Daran konnten auch 33 Operationen und unzählige Schmerzattacken nichts ändern.
 
Zu kaufen wird es das Buch über ihr Leben nirgends geben. Es soll kein Bestseller werden, sondern eine ganz persönliche Erinnerung, die Andrea Hafenstein nur mit den Menschen teilt, die es aus ihrer Sicht wert sind. Allen voran ihren Kindern, die die Idee für das Lebenslinien-Buch und das Video-Interview hatten und froh sind, dass sie ihre Mutter nach anfänglichen Zweifeln doch von dem Projekt überzeugen konnten.
 
"Wenn ich mir jetzt das Video und das Buch anschaue, dann verstehe ich, warum es Kindern wichtig ist, dass ihre Eltern Erinnerungen hinterlassen", sagt die Dresdnerin. Jeder lebe sein eigenes Leben, folge seinen eigenen Pfaden. "Und jeder dieser Pfade ist es wert, für kommende Generationen festgehalten zu werden", ergänzt Autor Henry Berndt, der schon zahlreiche dieser Lebenslinien zu Papier gebracht hat. "Nicht immer sind es die Kinder, die den Wunsch haben. Oft entscheiden sich auch die älteren Menschen selbst, ihren Nachkommen etwas zu schenken, das so viel mehr wert ist, als der übliche Geldumschlag."
 
Mit Andrea Hafenstein widmete sich Berndt einer Protagonistin, deren Leben nur auf den ersten Blick mehr Erzählstoff biete, als andere. "In meiner Arbeit als Zeitungsjournalist habe die Erfahrung gemacht, dass man nicht immer nur in der Masse das Besondere finden sollte, sondern in jedem Einzelnen", sagt er. Bei Andrea Hafenstein habe ihn vor allem der unerschütterliche Optimismus beeindruckt. "Jeder ihrer Schicksalsschläge hätten ausreichen können, um sie zu brechen. Doch sie schafft es bis heute, nicht nur auszuhalten, sondern glücklich zu sein."

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Wollen auch Sie Ihr Leben in einem Buch oder als Video-Interview festhalten?
Hier gibt es alle Informationen dazu: www.meine-lebenslinien.de