Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine fundamentale Kennzahl, die das Verhältnis zwischen dem aktuellen Aktienkurs und dem Jahresgewinn pro Aktie darstellt. Die Aussagekraft des KGV ist jedoch nicht immer eindeutig und kann Anleger in die Irre führen, wenn nicht die gesamte Kontextualität berücksichtigt wird.
Wenn es um den Kauf von Aktien geht, können eine Vielzahl von Metriken und Indikatoren dazu beitragen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Eine der am häufigsten genutzten Kennzahlen ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis, auch bekannt als das KGV. Das KGV ist eine Kennzahl zur Bewertung von Unternehmen. Es setzt den aktuellen Kurs einer Aktie in Relation zum Gewinn je Aktie (EPS) des Unternehmens. Die Berechnung erfolgt nach folgender Formel:
Formel: KGV = Aktienkurs / Gewinn je Aktie
Indem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt, erhält man eine Zahl, die zeigt, wie viel Anleger bereit sind, für jeden erzielten Gewinn-Euro des Unternehmens zu zahlen.
Das KGV hat mehrere Vorteile. Es ist einfach zu berechnen und leicht zu verstehen. Zudem ermöglicht es den Vergleich zwischen verschiedenen Unternehmen, auch über Branchengrenzen hinweg. Es kann auch verwendet werden, um ein Unternehmen mit seinem historischen KGV oder dem Durchschnitts-KGV des Marktes zu vergleichen, um zu beurteilen, ob die Aktie über- oder unterbewertet ist.
Vorteile und Nachteile bei der Betrachtung
Wo Vorteile sind, gibt es natürlich auch Nachteile. Das KGV berücksichtigt nämlich weder die Wachstumsrate eines Unternehmens noch dessen Schuldenlast. Daher kann es ein verzerrtes Bild von Unternehmen geben, die stark in ihre Zukunft investieren oder eine hohe Verschuldung haben. Es kann auch irreführend sein bei Unternehmen, die derzeit keinen Gewinn erzielen, wie es häufig bei Startups oder in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten der Fall ist. Bei diesen Unternehmen ist das KGV nicht berechenbar oder unendlich hoch.
Das KGV soll die Bewertung von Aktien erleichtern, indem es eine einfache Zahl liefert, die einen schnellen Vergleich zwischen Unternehmen ermöglicht. Es sollte jedoch immer in Kombination mit anderen Kennzahlen und Informationen verwendet werden, um ein vollständiges Bild der finanziellen Gesundheit und Perspektiven eines Unternehmens zu bekommen.
Das größte Problem des KGV besteht jedoch darin, dass die Gewinnschätzungen der Analysten oft mit großen Unsicherheiten behaftet sind. Diese Unsicherheit kann in manchen Marktphasen, insbesondere zu Beginn eines konjunkturellen Abschwungs, die Aussagekraft des KGV erheblich einschränken. Nur KGVs, die auf dem Gewinn vergangener Geschäftsperioden beruhen, sind gesichert.
Aktien bei niedrigem KGV kaufen?
Das KGV kann zwar Aussagen bezüglich der Über- oder Unterbewertung einer Aktie ermöglichen, doch ist Vorsicht geboten. Ein niedriges KGV kann auf den ersten Blick anzeigen, dass eine Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt oder zu Aktien der Wettbewerber günstig erscheint. Aber dieses kann auch ein Warnzeichen sein. Der Markt könnte bereits fallende Gewinne antizipiert haben, und der Aktienkurs könnte deshalb gefallen sein, wodurch ein längst veraltetes KGV die Aktie optisch günstig erscheinen lässt.
Gleichzeitig können auch Aktien mit hohen KGVs nicht unbedingt teuer sein. Wenn das betreffende Unternehmen ein entsprechendes Gewinnwachstum aufweist, kann ein hohes KGV gerechtfertigt sein. Ein Unternehmen, das gerade die Gewinnschwelle erreicht hat, kann extrem teuer erscheinen, weil der Gewinn, der im Nenner des KGV steht, noch sehr klein ist.
Insgesamt bleibt das KGV ein nützliches, aber auch komplexes Instrument. Es kann bei der Bewertung von Aktien helfen, aber es sollte nie isoliert betrachtet werden. Anleger müssen das KGV immer im Kontext mit anderen finanziellen Metriken, den Erwartungen für zukünftiges Wachstum, und den Markt- und Branchenbedingungen betrachten. Nur so können sie ein klares und präzises Bild der finanziellen Gesundheit und Perspektiven eines Unternehmens gewinnen.