Die Zahl der Organspenden ist im vergangenen Jahr in Sachsen nahezu konstant geblieben. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Übersicht der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wurden 2023 im Freistaat 181 Organe gespendet. In den beiden Jahren zuvor waren es 183 beziehungsweise 185.
Bundesweit stiegt die Zahl der Organspenden binnen Jahresfrist von 2662 (2022) auf 2877. 2021 waren es allerdings noch 2905. Die Anzahl der durchgeführten Organübertragungen im Freistaat gab die DSO mit 133 an (2021: 121). Insgesamt wurden in Sachsen 372 Organe benötigt, 359 Patienten standen auf der Warteliste.
«Die Zahlen der Organspender und gespendeten Organe im Freistaat Sachsen sind seit Jahren stabil, aber leider auf niedrigem Niveau», sagte die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. «Ich bin daher für die sogenannte Widerspruchslösung. Sie könnte zu einer echten Veränderung beitragen. Da es sie nicht gibt, sollte jeder zu Lebzeiten eine eigene Entscheidung treffen.»
Bei einer Widerspruchslösung wäre für die Entnahme von Organen keine Zustimmung des Betroffenen oder Angehörigen mehr erforderlich. Vielmehr gilt dann grundsätzlich jeder Mensch als Organspender - es sei denn, er hat zu Lebzeiten widersprochen oder einer der nächsten Angehörigen macht es nach seinem Tod.
Nach Angaben der DSO haben im Vorjahr bundesweit 965 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet. Das sind 96 mehr als in 2022 und entspricht 11,4 Spendern pro einer Million Einwohner. Die Zahl der transplantierten Organe erhöhte sich um 8,1 Prozent auf 2877 Organe. Dazu zählten 1488 Nieren, 766 Lebern, 303 Herzen, 266 Lungen, 52 Bauchspeicheldrüsen und zwei Därme.
In den 45 hiesigen Transplantationszentren wurden 2023 insgesamt 2985 Organe nach postmortaler Spende aus Deutschland und dem Eurotransplant-Verbund übertragen (2022: 2795). Bundesweit stehen knapp 8400 Menschen auf einer Warteliste für eine Transplantation.
Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der DSO, wollte mit Blick auf die Warteliste keine Entwarnung geben. «Durch den enormen Einbruch der Spenderzahlen im Jahr 2022 bringt uns das Plus von elf Prozent zumindest wieder zurück auf das Niveau, das wir in den Jahren zuvor halten konnten - und das ist angesichts der rund 8400 schwer kranken Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten deutlich zu niedrig.»
Es gebe nach wie vor einen erheblichen Mangel an Spenderorganen. «Jedes einzelne Organ zählt und kann ein Leben retten», sagte Rahmel. «Wir dürfen die darauf angewiesenen Menschen nicht im Stich lassen, sondern wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, ihnen mit einem geeigneten Spenderorgan zu helfen.»
Laut DSO bildet Deutschland im internationalen Vergleich immer noch ein Schlusslicht bei der Organspende und profitiert im Eurotransplant- Verbund von anderen Mitgliedsländern, indem es mehr Organe erhält, als es abgibt.
Rahmel appellierte an die Bevölkerung, zu Lebzeiten eine Entscheidung zur Organspende zu treffen und diese in einem Organspendeausweis und/oder einer Patientenverfügung zu dokumentieren. Denn ohne Zustimmung der Verstorbenen selbst oder deren Angehörigen sei in Deutschland keine Organspende möglich.
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