Trotz der hochsommerlichen Temperaturen haben Sachsens Stollenbäckereien bereits die Vorweihnachtszeit eingeläutet. Bei den Annaberger Backwaren holten die Mitarbeiter die ersten Stollen am Mittwoch aus dem Backofen. Diese seien für Handelspartner bestimmt, die man ab Anfang September beliefere, sagte Geschäftsführer Martin Hübner. «Dann wird die Produktion Schritt für Schritt hochgefahren.» Volle Geschwindigkeit werde im September erreicht.
«Auch im Dresdner Stollenland wird fleißig gebacken», sagte Karoline Marschallek, Geschäftsführerin des Schutzverbandes Dresdner Stollen. Bei einigen der großen Bäckereien sei es sogar bereits im Mai losgegangen. Die kleineren Stuben ziehen Ende August, die ganz kleinen ab Ende September nach. Um die Nachfrage abzudecken, wird bis in die Weihnachtszeit hinein gebacken.
Größte Nachfrage in der Adventszeit
Im Einzelhandel gibt es die Dresdner Christstollen ab Ende August. Die Verkaufszahlen gehen aber erst später im Jahr in die Höhe. An den ersten beiden Adventswochenenden und kurz vor Heiligabend werden Marschallek zufolge die meisten Stollen eingekauft. Im vergangenen Jahr fanden rund 5 Millionen Dresdner Stollen ihren Weg zu den Kunden.
Ganz so viele schafft die Annaberger Großbäckerei mit ihren 140 Mitarbeitern nicht, aber immerhin 200 Tonnen des beliebten Gebäcks will Hübner bis Weihnachten produzieren. Beliebt sind die Stollen nicht nur in der Region, sondern in aller Welt. Die Pakete gingen in die USA, Großbritannien, Österreich, die Schweiz, aber Hübner zufolge auch schon nach Asien und Afrika.
Neben dem Klassiker Butterstollen mit Rosinen und der Alternative mit Mandeln statt Rosinen sind laut Hübner die Varianten mit Mohn und Aprikose, die es wegen der geringeren Haltbarkeit erst ab November gibt, bei den Kunden beliebt. Auch der Schokoladen- und der Honigstollen mit Ingwer und Schokoladenüberzug werde gerne genommen.
Wegen der in vielen Bereichen stark steigenden Kosten müssen die Kunden auch in diesem Jahr mit Preissteigerungen rechnen. Wie hoch diese ausfallen, lasse sich noch nicht genau sagen, so Hübner.
Tipp für Hobbybäcker: Stollenbackkurse
Zu der perfekten Lagerzeit hätte jeder seine eigene Meinung, aber direkt nach dem Backen sollten die Stollen nicht verzehrt werden, empfiehlt Hübner. In seiner Bäckerei beträgt die Reifezeit mindestens eine oder zwei Wochen. «Ein Teil unserer Stollen wird auch im Bergwerk gelagert.» Dort entwickle sich wegen der klimatischen Bedingungen das Aroma besonders gut.
Für interessierte Hobbybäcker hat Marschallek einen Tipp: Viele Dresdner Stollenbäcker bieten Kurse an, bei denen man selbst Dresdner Christstollen backen und am Ende mit nach Hause nehmen kann. Die Backstuben würden mit den Teilnehmern auch das ein oder andere Geheimnis bei der Zubereitung teilen, so Marschallek. «Ein tolles Erlebnis», verspricht sie. Die ersten Termine finden bereits Ende September statt. In den letzten Jahren sei die Nachfrage nach den Kursen gestiegen.
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