Vor einer mit Spannung erwarteten Grundsatzrede zur Zukunft Europas hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am zweiten Tag seines Staatsbesuchs der vom nationalsozialistischen Deutschland ermordeten Juden Europas gedacht. Gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte er am Montag in Berlin das Holocaust-Denkmal unweit des Brandenburger Tors.
Beide Präsidenten legten Kränze mit Blumen in den Farben ihrer Nationalflaggen nieder. Die Blumen im Kranz des französischen Präsidenten waren weiße Rosen, rote Gerbera und blauer Rittersporn der Sorte «Völkerfrieden». Begleitet wurden sie von ihren Frauen Brigitte Macron und Elke Büdenbender. Die Paare gingen ein Stück in das aus großen Betonquadern bestehende Denkmal hinein und besuchten danach das dazugehörige Museum.
Im Holocaust wurden in Europa rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden von den Nazis umgebracht. Die meisten von ihnen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern.
In der französischen Botschaft ehrte Macron anschließend die hartnäckigen Verfolger von Naziverbrechern, Beate und Serge Klarsfeld, mit hohen französischen Auszeichnungen. Die Klarsfelds hätten mit ihrem jahrzehntelangen Einsatz dafür gesorgt, dass Verantwortliche der Judenverfolgung verurteilt worden seien und die Opfer ein Gesicht und ein dauerhaftes Gedenken erhalten hätten, sagte Macron. Die Deutsche Beate Klarsfeld (85) wurde zum Groß-Offizier der Ehrenlegion ernannt, der Franzose Serge Klarsfeld (88) erhielt das Großkreuz der Ehrenlegion.
Macron war mit seiner Frau Brigitte am Sonntagnachmittag in Berlin eingetroffen. Es ist der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 24 Jahren. Von Berlin aus reiste Macron nach Dresden weiter, wo er am Montagmittag gemeinsam mit seiner Frau von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Schloss Moritzburg begrüßt wurde. In der sächsischen Landeshauptstadt will der französische Präsident das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme besuchen, wo ein Expertengespräch zu Künstlicher Intelligenz und zur europäischen Mikrochipindustrie geplant ist.
Am Abend wollte Macron eine europapolitische Rede vor der Dresdner Frauenkirche halten. Dort werden Tausende Jugendliche aus Sachsen, Polen, Tschechien und Frankreich erwartet. Vor einem Monat erst hatte der Präsident in einer Grundsatzrede einen Ruck in Europa für mehr Unabhängigkeit, wirtschaftliche Stärke und Sicherheit gefordert. Angesichts militärischer Bedrohungen, der Konkurrenz durch die USA und China sowie einer Infragestellung der Demokratie müsse Europa seine Souveränität ausbauen, seine Werte verteidigen sowie seine Interessen und Märkte schützen. «Europa kann sterben», warnte der Präsident.
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