Sachsen will einen Masterplan für Tourismus erstellen. «Schwerpunkte sind dabei die Bereiche Vermarktung, Ganzjahrestourismus, Nachhaltigkeit, Fachkräfte, Digitalisierung, Mobilität und Finanzierung», sagte Kultur- und Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) am Mittwoch im Landtag. Angesichts vielfältiger Herausforderungen gelte es, das «große Ganze» im Blick zu behalten. Es gehe um eine gemeinsame Verabredung zwischen Politik und Branche, «wie und wohin sich der sächsische Tourismus entwickeln soll».
In der Kultur sollen in den beiden kommenden Jahren vor allem zwei Felder bestellt werden: Museen und Bibliotheken. Für die Sammlungen steht die Fortschreibung der Museumskonzeption 2030 an. Dabei gehe es vor allem um Herausforderungen wie Digitalisierung, Vermittlung und Provenienz, sagte Klepsch. Ein Entwicklungsplan für die Bibliotheken ziele besonders auf die Einrichtungen auf dem Land ab. 2024 stehe die Eröffnung des «Archivs der Avantgarden» im Dresdner Blockhaus und der Puppentheatersammlung im Kraftwerk Mitte an. Mit Blick auf die Sorben wolle sich Sachsen rechtzeitig mit dem Bund und dem Land Brandenburg auf ein fünftes Finanzierungsabkommen verständigen.
Klepsch zufolge unterstützt Sachsen gemeinsam mit dem Bund die Erweiterung des Raumfahrtmuseums in Morgenröthe-Rautenkranz. Dafür würden Bund und Land jeweils vier Millionen Euro beisteuern. «Wir stehen ebenfalls parat, wenn es um einen ergänzenden Neubau für das Karl-May-Museum in Radebeul geht.» Die 5. Landesausstellung im Jahr 2029 soll sich 1100 Jahre sächsischer Geschichte widmen. 2026 ist ein Jahr der Jüdischen Kultur geplant. Sachsen wolle weiter das «Kulturreiseland Nummer 1 in Deutschland» bleiben, so die Ministerin.
Zu Beginn ihrer Rede ließ sich Klepsch von einem Gemälde Caspar David Friedrichs (1774-1840) inspirieren: «Der Wanderer über dem Nebelmeer» vor der Kulisse der Sächsischen Schweiz. «Mir ist bewusst: Die Sicht des Wanderers über die Landschaft im Bild ist nicht frei durch den dichten Nebel im Tal. Für mich ein Symbol für die großen Herausforderungen, vor denen gerade Kultur und Tourismus standen und stehen: Corona-Pandemie, Fachkräftemangel, Preissteigerungen, der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.»
Klepsch bezeichnet die Pandemie als schweren Schlag. Allein die Tourismusbranche habe zwischen März und Juli 2020 rund 2,3 Milliarden Euro Umsatzeinbußen erlitten. «Durch die Pakete des Bundes war es möglich, dass unsere Unternehmen überhaupt durch die Krise kommen.» Sachsen habe mit seiner Unterstützung gezielt dort angesetzt, wo es Lücken gab. «Diese Hilfen waren notwendig, für manche sogar überlebensnotwendig.» Allein für den nicht-staatlichen Kulturbereich habe man mehr als 60 Millionen Euro bereitgestellt.
Vertreter der Opposition mischten in die anschließende Debatte auch kritische Töne. Linke-Politiker Franz Sodann mahnte etwa faire Vergütungen und Arbeitsbedingungen für Künstler an. Corona-Hilfen dürften nicht zurückgefordert werden, wenn die Betroffenen in ihrer Existenz gefährdet seien. Zudem verlangte er einen Ausgleich für Preissteigerungen. «Immer auf Sicht fahren, gerade so erhalten, ohne Strategie: Das ist keine Perspektive», warf er der Regierung vor.
Der AfD-Abgeordnete Mario Kumpf forderte Klepsch auf, Sachsen-Bashing entgegenzutreten. «Sachsen steht leider sehr häufig und zu Unrecht am medialen Pranger. Weil die Sachsen noch mündige Bürger sind, beschimpft man unseren schönen Freistaat als Dunkeldeutschland und im schlimmsten Fall sogar als Schandfleck.» Dabei sei Sachsen 2022 zum gastfreundlichsten Bundesland gewählt worden. Sachsen sei «weltoffen zu all jenen, die in unserem Freistaat einen unvergesslichen Urlaub verbringen möchten».
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