Sachsen will auch in seinen Wintersportgebieten verstärkt auf Ganzjahrestourismus setzen. Bei einer Debatte im Landtag warb Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) am Donnerstag dafür, saisonunabhängiger zu werden. «Wir müssen uns weiter strecken, dass Gäste das ganze Jahr über zu uns in den Freistaat Sachsen kommen können.» Man brauche Winterurlaub im Schnee. Aber neben klassischem Wintertourismus seien auch andere Ansätze notwendig. Als Beispiel nannte sie Radtourismus. Inzwischen kämen Zehntausende Mountainbiker nach Sachsen. Man dürfe in den Bemühungen nicht nachlassen, wenn man auf diesem Feld europaweit vorn mitspielen wolle.
Man sei froh und dankbar, dass Urlaub und Reisen nach Corona wieder uneingeschränkt möglich sind, sagte Klepsch. Prognosen für diesen Sommer würden von einem Reiseverhalten wie vor der Pandemie ausgehen. Es gebe einen positiven Trend, auch wenn man von Januar bis April bei den Ankünften und Übernachtungen noch 8,7 Prozent beziehungsweise 5,3 Prozent unter den Werten von 2019 liege. Es sei richtig gewesen, auch in der Corona-Zeit für Tourismus in Sachsen zu werben und so in den Köpfen der Menschen zu bleiben. Der Tourismus sei ein großer Wirtschaftsfaktor mit 190.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von acht Milliarden Euro.
Der CDU-Abgeordnete Jörg Markert erinnerte daran, dass sich Reisen verändert hat und der Inlandstourismus an Bedeutung gewinnt. Aber auch die Erwartungen der Gäste änderten sich. Der «Reisetrend Natur» setze sich fort. Auf all das müsse die Branche reagieren. Die Umsatzentwicklung im Gastgewerbe komme nur schwer voran. «Das Gastgewerbe hat es schwer. Die Menschen sparen und sind natürlich auch kostenbewusst.» Es gehe darum, die Unterstützung der Branche zu verstetigen. Nachholbedarf gebe es an Camping- und Caravan- Stellplätzen. Nur drei Prozent der bundesweiten Stellplätze befänden sich in Sachsen.
Mario Kumpf (AfD) beklagte ein Laden- und Kneipensterben vor allem im ländlichen Raum. Antje Feiks (Linke) sprach über Schattenseiten des Tourismus und beklagte auch hier eine soziale Spaltung. Es gebe immer mehr Menschen, die sich keinen Urlaub mehr leisten können. Eine dreiköpfige Familie lasse heute im Restaurant schon mal 100 Euro. Vertreter von Grünen und SPD kritisierten den Einsatz von Schneekanonen. Natur und Umwelt dürften nicht hinter wirtschaftlichen Interessen zurückstehen, sagte Gerhard Liebscher (Grüne). Auch Frank Richter (SPD) hielt es für falsch, die Natur mit Schneekanonen zu beschießen: «Es könnte sein, der Schuss geht nach hinten los.»
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