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Heiratswillige zögern in Pandemie-Zeiten mit der Hochzeit

Einer Braut wird ein Ehering angesteckt. Foto: Andreas Lander/dpa-Zentralbild/dpa
Einer Braut wird ein Ehering angesteckt. Foto: Andreas Lander/dpa-Zentralbild/dpa

Während der Corona-Pandemie zögern Heiratswillige bisweilen mit dem Gang zum Standesamt. Wegen des Pandemiegeschehens gebe es Umbuchungen und auch Absagen, sagte eine Sprecherin der Stadt Dresden bei einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa in den großen sächsischen Städten und bei Hochzeitsveranstaltern. Das geschehe meist kurzfristig, so dass die Termine in der Regel nicht neu vergeben werden könnten und sich die Zahl der Eheschließungen verglichen mit den ursprünglich geplanten Terminen verringere. Das Standesamt habe jedoch grundsätzlich «kein verändertes Buchungsverhalten» der Paare beobachtet, hieß es. Hochzeitsveranstalter sehen die Heiratswilligen verunsichert.

Natürlich würden auch in Zeiten von Corona Ehen geplant und geschlossen, hieß es in der Stadtverwaltung Chemnitz. «Erfahrungsgemäß finden im Januar die wenigsten Eheschließungen statt», sagte ein Sprecher. Bis zum 10. Januar gebe es gar keine Anmeldungen, am 12. Januar seien vier Eheschließungen geplant. Ob diese tatsächlich stattfänden, könne jedoch erst Anfang des Monats gesagt werden.

Im Dezember sind alle Paare wie geplant im Rathaus oder im Wasserschloss Klaffenbach erschienen, wo sich in Chemnitz die Paare das Ja-Wort geben. Den Angaben zufolge wurden in der Stadt 2020 rund 840 Ehen geschlossen. Im Jahr zuvor waren es mit 837 Trauungen fast ebenso viele.

Die Ehen werden laut dem Sprecher nur in einem engen Kreis geschlossen, mit den Eltern sowie eventuell gemeinsamen Kindern oder auch mit einem Dolmetscher. Die Hygiene-Regeln wie der Mindestabstand müssten eingehalten und ein Mund-Nasen-Schutz müsse getragen werden.

Bei den Anfragen für das neue Jahr sind bei Heiratswilligen in Leipzig vor allem die Freitage und Samstage heiß begehrt. Unter ihnen gebe es auch einige Paare, die ihre Hochzeit von 2020 auf 2021 verschoben hätten, sagte ein Stadtsprecher. 2020 wurden etwa 1770 Brautpaare getraut. Das seien verglichen mit dem Jahr zuvor mehr als 360 weniger. Es habe gut 270 Absagen gegeben. Allein 73 Stornierungen entfielen demnach auf den Mai, die meisten in einem Monat des Jahres 2020.

«Selten ist unsere Branche mit so viel Unsicherheit bei den Kunden konfrontiert worden», sagte die Hochzeitsplanerin Anikó Arzner von Aniko-Hochzeiten in Dresden. Das Hin und Her von Anfragen, Buchungen, Verschiebungen und Absagen sei seit Beginn der Corona-Pandemie etwa gleich geblieben. «Wir haben einige Hochzeiten von 2020 auf 2021 verschieben müssen. Nicht alle Locations konnten uns genau im gleichen Zeitraum einen neuen Termin anbieten, so dass aus einigen Frühjahrshochzeiten Sommerhochzeiten im Jahr darauf wurden.»

Als sich die Pandemie während der Sommermonate beruhigt habe, sei das Vertrauen der Brautpaare zurückgekehrt. «Die Menge der Anfragen war mit denen der Vorjahre vergleichbar», sagte Arzner. Diese Zuversicht habe jedoch leider nicht lange gehalten. «So mussten wir schon zwei Hochzeiten von 2021 auf 2022 schieben.» Die Ungewissheit, in welchem Rahmen gefeiert werden darf, sei einfach zu groß. In dem einen Fall sei ein Fest mit mehr als 100 Feiernden geplant gewesen. In dem anderen habe die Furcht vor Reisebeschränkungen für Gäste aus dem Ausland die Verschiebung verursacht.

Die kurzfristigen und unplanbaren Entscheidungen der Politik seien für die Paare eine psychische Belastung, sagte Arzner. Diese litten unter Dauerstress. «Das spüren wir ganz deutlich.» Einige von ihnen, die schon im Frühjahr oder Sommer 2020 ihre Hochzeit verschoben hätten, wollten das Risiko nicht erneut eingehen. Es gebe Beziehungen, die dieser Belastung nicht standhielten, so dass Hochzeiten komplett storniert worden seien. Andere Paare kämen sich gerade in dieser Krisenzeit noch näher. «Wir hoffen auf viele Hochzeitsfeiern 2021 und rechnen noch 2022 mit Auswirkungen», sagte die Hochzeitsplanerin.

«Derzeit kommen Anfragen an unsere Agentur nur sehr verhalten herein», sagte Franziska Beyer von der Leipziger Agentur Mit Dir und Mir. «Ich denke, die aktuelle Situation verhagelt vielen frisch Verlobten erstmal die Lust an der Hochzeit. Sie warten erst einmal ab, was kommt und wie sich alles entwickelt.» Allerdings sei auch denkbar, dass viele künftige Bräute einen Verlobungsring unter dem Weihnachtsbaum gefunden haben und dass, so wie in jedem Jahr, sich die Anfragen im Januar dann wieder häuften. Absagen für die Frühjahrs-Hochzeiten gebe es keine. «Da sind die Paare und auch wir noch entspannt.»

Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH