Drohende Wasserknappheit in der Lausitz erfordert von den Ländern Berlin, Brandenburg und Sachsen ein gemeinsames Vorgehen. Neben dem Oberflächenwasser werde man auch die Situation im Grundwasser im Blick behalten, teilte das Brandenburger Umweltministerium am Montag in Potsdam mit. Brandenburg und Sachsen würden gemeinsam mit dem Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsministerium ein Grundwassermodell Lausitz aufbauen. Mit der Simulation soll noch in diesem Jahr begonnen werden.
Die Gesamtkosten für das Modell in Höhe von knapp neun Millionen Euro sollen zu 70 Prozent vom Bund und jeweils zu 15 Prozent von Sachsen und Brandenburg übernommen werden. Die verantwortlichen Bergbauunternehmen würden gemäß Verursacherprinzip ihren Beitrag leisten und an den Kosten für Maßnahmen zur Wiederherstellung eines funktionierenden Wasserhaushaltes beteiligt werden, hieß es.
Hintergrund ist eine neue Studie des Umweltbundesamtes (UBA). Demnach drohen Engpässe bei der Trinkwasserversorgung im Großraum Berlin und entlang der Spree nach Ende der Kohleförderung. Der Fluss könnte in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen, wenn mit Ende der Braunkohleförderung in der Lausitz viel weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt wird. Jahr für Jahr waren bisher Hunderte Millionen Kubikmeter Grundwasser abgepumpt und in Fließgewässer eingeleitet worden.
UBA-Präsident Dirk Messner warnte: «In Berlin und Brandenburg könnte im schlimmsten Szenario das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird. Die Länder Brandenburg, Berlin und Sachsen stehen vor entsprechenden Herausforderungen.»
Wegen des Bergbaus in der Lausitz war der Wasserabfluss in der Spree über gut ein Jahrhundert künstlich verstärkt worden: Für die Kohleförderung wurde Grundwasser abgepumpt und dort eingeleitet. Gut die Hälfte des Wassers, das der Fluss heute bei Cottbus führt, stammt aus abgepumptem Grundwasser. In heißen Sommern steigt der Anteil auf 75 Prozent.
Die Studie schlägt nun unter anderem vor, Talsperren und Wasserspeicher zu ertüchtigen und bestehende Seen als Wasserspeicher auszubauen. Auch sollten die Länder gemeinsam ausloten, wie sich Wasser aus anderen Regionen durch neue Rohrsysteme möglichst naturverträglich in die Spree pumpen lässt.
Weiter hieß es, Haushalte, Industrie und Landwirtschaft sollten zudem mehr Wasser sparen. Eine Option wäre laut dem Bundesamt notfalls auch, das Grundwasser vorerst weiter aus den Tagebauen abzupumpen und gereinigt in die Spree zu leiten.
Messner zufolge ist die drohende Wasserknappheit kein Grund, auf den Kohleausstieg zu verzichten: «Der Klimawandel ist das größte Problem, mit dem wir es zu tun haben. Er schafft schon heute Dürren und Wetterextreme. Der Kohleabbau war über Jahrzehnte schädlich für die Umwelt.»
Das Umweltnetzwerk Grüne Liga forderte, die Pflichten des Tagebaubetreibers LEAG nicht auszublenden. «Das Unternehmen muss einen verursachergerechten Anteil der Kosten tragen, sonst droht ein neues Milliardengeschenk des Staates an die fossilen Konzerne», erklärte René Schuster, Braunkohle-Experte des Verbandes.
Der Wassermangel betrifft der Studie zufolge unter anderem die Rohwasserbereitstellung für Berlins größtes Trinkwasserwerk in Friedrichshagen. Auch die Verdünnung des gereinigten Berliner Abwassers mit Spreewasser - etwa 220 Millionen Kubikmeter pro Jahr - wird zunehmend problematisch. Gleichzeitig werden in den kommenden Jahrzehnten allein sechs Milliarden Kubikmeter Wasser zusätzlich benötigt, um die Tagebaurestlöcher aufzufüllen, damit diese nicht instabil werden.
Brandenburg, Sachsen und Berlin hatten schon im September 2022 eine verstärkte Zusammenarbeit der obersten Wasserbehörden beschlossen. Sie hat das Ziel, gemeinsam Strategien und Maßnahmen des Wassermanagements im Flussgebiet Spree - Schwarze Elster - Lausitzer Neiße zu erarbeiten.
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