Am 11. Dezember 2024 hat der unabhängige Gutachter Professor Steffen Marx von der TU Dresden einen Zwischenbericht zu den Ursachen des Teileinsturzes der Carolabrücke vorgelegt. Im Rahmen einer Sondersitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften wurden die Untersuchungsergebnisse vorgestellt und über den Zustand der verbliebenen Brückenzüge A und B informiert.
Ursachenanalyse: Korrosionsschäden aus der Bauzeit
Die Untersuchungen ergaben, dass der Einsturz der Brücke durch eine sogenannte wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion verursacht wurde. Diese Schäden entstanden bereits während der Bauzeit der 1971 fertiggestellten Brücke durch Feuchtigkeitseinwirkung auf den ungeschützten Spannstahl. Im Laufe der Jahre führte die zusätzliche Belastung durch Verkehr und Materialermüdung zu einem fortschreitenden Versagen der Spannglieder. Besonders betroffen war der Brückenzug C, dessen Spannstahlschäden schließlich zum Einsturz führten.
Einsturz war nicht vorhersehbar
Eine Vorhersage des Einsturzes war mit den gängigen Methoden nicht möglich. Die Gutachter betonten, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten wurden und die Brücke regelmäßig geprüft wurde. Die Kombination aus langfristigen Herstellungsfehlern und auslösenden Faktoren wie einem plötzlichen Temperatursturz sowie hoher Verkehrslast führten schließlich zum Bruch.
Zustand der verbliebenen Brückenzüge
Die verbleibenden Brückenzüge A und B weisen ähnliche Schadensbilder wie der eingestürzte Zug C auf. Eine Wiederinbetriebnahme ist wegen der Gefahr eines plötzlichen Versagens ausgeschlossen. Bis zum geplanten Abriss werden die Brückenzüge durch ein Schallemissionsmonitoring überwacht, das Spannstahlbrüche in Echtzeit registriert.
Abriss und Ersatzneubau
Die Landeshauptstadt Dresden treibt den Abriss der beschädigten Brückenteile voran, um die Schifffahrtsrinne der Elbe so schnell wie möglich wieder freizugeben. Für den 12. Dezember ist ein Planungsgespräch zum weiteren Vorgehen angesetzt. Parallel dazu wird intensiv an den Rahmenbedingungen für einen Ersatzneubau gearbeitet. Eine entsprechende Vorlage soll Anfang 2025 in den Stadtrat eingebracht werden.
Der Brückenseinsturz brachte den Schiffsverkehr auf der Elbe zum Erliegen. Bild vom 20.10.2024 DieSachsen.de
Sicherung der Schifffahrt
Bis Ende der Woche soll das Überwachungssystem so erweitert werden, dass ein sicheres Unterfahren der Brücke möglich wird. Ziel ist es, die Schifffahrtsrinne bis Ende des Jahres freizugeben, falls die Daten des Monitorings eine ausreichende Stabilität zeigen.
Ein Blick in die Zukunft
Die Tragödie um die Carolabrücke zeigt nicht nur die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und moderner Prüfmethoden, sondern wirft auch Fragen zur Bauüberwachung in der Vergangenheit auf. Mit den Erkenntnissen aus dem Gutachten und den Planungen für einen Ersatzneubau hat die Stadt Dresden nun die Möglichkeit, Konsequenzen aus den Versäumnissen der Bauzeit zu ziehen und die Infrastruktur nachhaltiger und sicherer zu gestalten.