Shell, ein multinationaler Öl- und Gaskonzern, steht seit Jahren im Zentrum der Kritik wegen seiner Rolle beim Klimawandel und seiner Beteiligung an Umweltkatastrophen. Trotz der wachsenden globalen Besorgnis über den Klimawandel und der Forderung nach einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen, scheint Shell weiterhin auf die Erforschung und Produktion neuer Öl- und Gasquellen zu setzen.
Laut einer Untersuchung von ClientEarth, einer gemeinnützigen Umweltrechtsorganisation, hat Shell keine Pläne, die Gesamtmenge an Öl und Gas, die es bis 2030 produziert, zu reduzieren. Dies steht im Widerspruch zu den Szenarien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), die besagen, dass die Emissionen aus Öl, Gas und Kohle bis 2030 erheblich reduziert werden müssen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden.
Shell hat angekündigt, "niedriger CO2-Energieprodukte zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen" zu verwenden, plant jedoch, sein fossiles Gasgeschäft in den kommenden Jahren um 20% auszubauen. Während das Unternehmen glaubt, dass seine Ölproduktion 2019 ihren Höhepunkt erreicht hat und bis 2030 jährlich um 1-2% zurückgehen wird, plant es, seine fossilen Gasoperationen auszubauen, bis diese über die Hälfte von Shells Energiegeschäft bis 2030 ausmachen.
Trotz Shells Klimaversprechen erfüllt das Unternehmen laut dem Climate Action 100+ Net Zero Company Benchmark nur einige der Benchmark-Zielkriterien. Shell hat weder das Ziel, "Netto-Null" zu erreichen, noch kurz-, mittel- und langfristige Treibhausgasreduktionsziele, die alle relevanten Emissionen abdecken. Darüber hinaus hat Shell kein Ziel zur Ausrichtung seiner Kapitalallokation (Investitionen) auf seine Ziele oder auf das Pariser Abkommen offengelegt, das darauf abzielt, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Die Untersuchung von ClientEarth schätzt, dass über 3,9 Milliarden Dollar von Shells Kapitalausgaben 2019 für die "upstream" fossile Brennstoffextraktion und -produktion und 66% der zukünftigen Kapitalausgaben des Unternehmens im Widerspruch zum "Beyond Two Degrees"-Szenario der Internationalen Energieagentur stehen. In diesem Szenario wird der Temperaturanstieg bis 2100 auf 1,75°C begrenzt. Um den Temperaturanstieg auf das Pariser Ziel von 1,5°C zu begrenzen und weitere Klimaschäden für Menschen und Umwelt zu vermeiden, wären mehr und schnellere Emissionsreduktionen erforderlich.
Diese Untersuchung wirft ernsthafte Fragen über Shells Engagement für den Klimawandel und seine Verantwortung gegenüber der Umwelt auf. Es scheint, dass das Unternehmen trotz seiner öffentlichen Versprechen und Verpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen weiterhin in fossile Brennstoffe investiert und plant, seine Gasgeschäfte auszubauen.
Die Diskrepanz zwischen Shells öffentlichen Aussagen und seinen tatsächlichen Geschäftspraktiken könnte als Greenwashing bezeichnet werden - eine Praxis, bei der Unternehmen ihre Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftspraktiken als umweltfreundlicher darstellen, als sie tatsächlich sind. Dies ist besonders besorgniserregend, da es die öffentliche Wahrnehmung und das Verständnis der Klimakrise verzerrt und die Dringlichkeit, die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen, untergräbt.
Es ist wichtig, dass Unternehmen wie Shell, die eine bedeutende Rolle in der globalen Wirtschaft und im Energiesektor spielen, ihre Verantwortung für den Klimawandel ernst nehmen und konkrete Maßnahmen ergreifen, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dies beinhaltet nicht nur die Reduzierung der Produktion und des Verbrauchs fossiler Brennstoffe, sondern auch die Investition in erneuerbare Energien und nachhaltige Geschäftspraktiken.
Die Untersuchung von ClientEarth unterstreicht die Notwendigkeit einer strengeren Regulierung und Transparenz in Bezug auf die Klima- und Umweltverpflichtungen von Unternehmen. Es ist entscheidend, dass Unternehmen nicht nur ihre Klimaziele offenlegen, sondern auch ihre Fortschritte bei der Erreichung dieser Ziele überwachen und berichten, um sicherzustellen, dass sie ihre Verpflichtungen erfüllen und zur globalen Anstrengung zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen.
Insgesamt zeigt diese Untersuchung, dass es noch viel zu tun gibt, um sicherzustellen, dass Unternehmen wie Shell ihre Rolle beim Klimawandel ernst nehmen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren und einen nachhaltigeren und verantwortungsbewussteren Weg in die Zukunft zu beschreiten.
Quellen: https://www.clientearth.org/projects/the-greenwashing-files/shell/