Mit so viel Trauergästen hatte man gar nicht gerechnet. Es gab kaum noch Platz. Mehr als 350 Weggefährten waren am Freitag Mittag in die kleine Dorfkirche in Zehren gekommen, um sich von Wolfgang Schneider zu verabschieden, knapp zwei Wochen, nachdem er jäh im Alter von 71 Jahren aus dem Leben gerissen wurde. Während eines Spaziergangs an der Seite seiner Frau Pia. Sein Zuhause war seit seinem sechsten Lebensjahr Keilbusch. Hier ist der Hof mit seinen Pferden. Hier haben die beiden Söhne neben dem Elternhaus selbst gebaut. Die beiden Töchter leben in Meißen und Weinböhla.
Wolfgang Schneider hat die Familie zusammengehalten. Sein plötzlicher Tod reißt eine schmerzhafte Lücke, sagt Pfarrer Christoph Rechenberg von der Evangelischen Kirchgemeinde St. Afra in Meißen. Er erinnert an den Unternehmer als einen Macher, der sich mit Kraft, aber eben auch Besonnenheit und Liebe Räume um andere kümmerte. Da war die Familie, die Freunde von der Jagd und dem Sport, die politischen Weggefährten im Gemeinderat und Kreistag, aber auch die Mitarbeiter seiner Firma.
Verantwortung für sich und für andere übernahm Wolfgang Schneider schon sehr früh. Nach der Schule in Zehren machte er eine Lehre in der Landwirtschaft, studierte in Meißen und wurde als Diplom Agraringenieur in Wölkisch der jüngste LPG-Chef des Kreises Meißen. Bis zur Wende gründete er einen Energiestoffhandel, der seinen Namen trug. Wolfgang Schneider hatte Erfolg, beschäftigte über 100 Mitarbeiter und belieferte Kunden in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Seine Firma tauchte mit einem Jahresumsatz von 200 Millionen Euro regelmäßig in den Rankings der größten Unternehmen Mitteldeutschlands auf.
Vor sieben Jahren musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Preiskämpfe auf dem Ölmarkt und ein politischer Kurswechsel beim Biodiesel hatten dazu geführt. Für Wolfgang Schneider war das ein schwerer Schlag. Erst am 29. Januar, wenige Tage vor seinem Tod, hat er die Nachricht von seinen Anwälten erhalten, dass auch die letzte offene Rechnung bezahlt sei. Es hätte, so Pfarrer Rechenberg, jetzt ein sorgenfreies Leben beginnen können, mit mehr Zeit für die Hobbys, wie das Jagen und für die Familie, die ihm das Wichtigste gewesen sei, Ehefrau Pia, die vier Kinder und acht Enkel. Sie haben gerne Zeit mit dem Opa verbracht. Am 7. März hätte Wolfgang Schneider seinen 72. Geburtstag gefeiert.
Ex-Landrat Arndt Steinbach gilt als einer der engsten Freunde von Wolfgang Schneider. Er kam am Freitagmittag ebenso nach Zehren wie Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke und Bürgermeister Markus Renner. Auch der aktuelle Landrat Ralf Hänsel, der Chef der Elblandkliniken Rainer Zugehör, Unternehmer wie Uwe Risse oder Eric Schaeffer gehörten zu den Trauergästen, ebenso Sparkassenvorstand Rainer Schikatzki. Sie alle begleiteten ihn auf seinem letzten Weg. So viel gute Freunde bei ihm, das hätte ihm gefallen.