Das lief ja super. Die Meißner CDU-Kreisvorsitzende Bianca Wunderwald ist sehr froh, dass ihr Kreisvorstand bereits vor drei Wochen den Termin für die Wahl des Bundestagsdirektkandidaten auf den 15.November festgelegt hatte. Damit konnte das Berliner Ampel-Aus die Abläufe in Meißen nicht stören.
Auf der Versammlung in der Winzergenossenschaft Meißen wurde Titus Reime mit 73 Stimmen zum Direktkandidaten der CDU für den Wahlkreis 154 (Meißen) nominiert. Titus Reime ist gelernter Rettungsassistent und Betriebswirt für Marketing. Er verfügt über berufliche Erfahrungen in sozialen Berufen und ist Geschäftsführer des Krebsregisters bei der Landesärztekammer in Sachsen, so die CDU Meißen in einer Mitteilung. Der 47-jährige wohnt in Radebeul, ist evangelisch, verheiratet und hat drei Kinder. Er sagte: „Deshalb bin ich überzeugt, dass wir unseren Willen zur Veränderung aus dem Landkreis nach Berlin tragen sollten.“ Er könne sich noch gut an die DDR erinnern, seine Eltern waren beide Pfarrer. „Ich habe die Macht der Unfreiheit und der Freiheit kennen gelernt. Freiheit muss man sich erkämpfen“. Er sei seit über 20 Jahren politisch aktiv, habe bei der Jungen Union angefangen.
Der zweite Kandidat, Peter Müller ebenfalls aus Radebeul, erhielt 22 Stimmen. Der Gymnasiallehrer ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er warb mit ähnlichen Worten „Ich stehe für eine Politik, die die Interessen unserer Region fest im Blick hat und den Menschen Orientierung gibt.“ Seine Schwerpunkte sieht er als Reserveoffizier und Lehrer in der Sicherheits- und Bildungspolitik. Auf der Wahlkreismitgliederversammlung wurdenzudem die Delegierten für die Landesvertreterversammlung am 14. Januar 2025 gewählt. Dort wird über die Reihenfolge auf der Landesliste zur Bundestagswahl entschieden werden.
Niemand in der CDU wollte das Jahr 2021 noch einmal erleben
Die Meißner CDU hatte dazugelernt. Niemand wollte die letzte Nominierung aus dem Jahr 2021 noch einmal erleben. Sie endete blamabel. In einer umstrittenen Kampfabstimmung mitten in der Coronazeit setzte sich der damalige Kreisvorsitzende Sebastian Fischer mit 109 Stimmen gegen Andreas Jahn aus Riesa mit 71 Stimmen durch, um dann später gegen die AfD-Verlegenheitskandidatin Barbara Lenk (heute Benkstein) mit klar zu verlieren. Lenk deklassierte Fischer mit 31 gegen 22 Prozent. Das führte zu seinem Rücktritt als CDU-Kreischef.
Diesmal lief es viel bessere obwohl der ehemalige Radebeuler Bäderchef Reime nicht die allererste Wahl war. Der Vorstand sprach auch den ehemaligen Landrat Arndt Steinbach an, der schon eine Weile als Chef einer kommunalen Versicherung in Berlin arbeitet. Er winkte aber ab. Viele hielten auch die Frau des Radebeuler Oberbürgermeisters Sabine Wendsche für sehr geeignet. Sie zog sich dann aber auch zurück. Die CDU weiß, dass es so einen Glücksumstand wie die Kandidatur eines politischen Schwertgewichtes wie Thomas de Maizière so bald wohl nicht wieder geben wird. Zudem muss ein Kandidat, der den Wahlkampf wirklich ernsthaft und mit Aussicht auf Erfolg betreiben möchte, privates Geld in sich selbst investieren. Für den Druck von Plakaten und ein Wahlkampfteam beispielsweise. Bei einer Bundestagswahl soll es sich von etwa 50.000 Euro handeln.
Die AfD befindet sich in starker Position
In einer komfortableren Lage befindet sich die AfD im Kreis Meißen. Ein starker Kandidat steht bereit: Carsten Hütter aus Riesa. Er sagte, dass er innerparteilich bereits mehrfach gebeten wurde zu kandidieren. Als AfD-Bundesschatzmeister sei sein Bekanntheitsgrad hoch. Bereits im Bundestagswahlkampf 2017 gegen den CDU-Kandidaten Thomas de Maizière konnte er seine Stärken unter Beweis stellen, sagte er. Tatsächlich schaffte Hütter damals 33 Prozent, de Maizière knapp 37 Prozent. Für den AfD-Kreisvorsitzenden Detlev Spangenberg ist das Rennen noch offen. Es könnte ja mehrere Kandidaten geben. Für ihn erklärt sich der Mangel an Bewerbern für politische Ämter in der AfD an Schmutzkampagnen gegen seine Partei. Viele Sympathisanten der AfD würden unter Druck gesetzt. Beim Mittelstand gebe es die Gefahr, öffentliche Aufträge nicht zu erhalten, wenn eine Nähe zur AfD vermutet wird, so Spangenberg.
Die Direktkandidaten der anderen Parteien werden noch benannt, spielen aber beim Ausgang des Rennens wohl keine Rolle. Immerhin schaffte Stephanie Dzeyk 2021 für die SPD 15 Prozent, André Langenfeld für die Freien Wähler fünf Prozent.