Zwei Drittel seines Umsatzes macht Coswig Guss im Ausland. Noch, denn es werde immer schwerer, sich gegen die Konkurrenz aus Fernost zu behaupten. Und auch das Geschäft im Inland ist rückläufig, die Wirtschaftskrise inklusive Investitionszurückhaltung deutlich spürbar, sagt Dario Kratzsch.
Der General Manager am Standort Coswig hat am Dienstag Torsten Herbst begrüßt. Der FDP-Politiker nutzt regelmäßig Besuche in und um Dresden, um mit Unternehmern ins Gespräch zu kommen, um zu erfahren, „wo der Schuh drückt“.
Coswig Guss betreibt auf rund 40.000 Quadratmetern zwei Gießereien. Hier werden tonnenschwere Walzen gefertigt, die man benötigt, um Eisenbahnschienen in Form zu bringen, hier werden aber auch Rotorhohlwellen für Windräder gefertigt. Dabei denkt das Unternehmen groß. 2003 wurde die erste Welle für eine 5-Megawatt-Anlage ausgeliefert. Ein einträgliches Geschäft, bis 2016. Da ebbte der Windkraftboom ab und einer der Hauptkunden ging pleite. Doch die Stahlwerker orientierten sich neu. Sicherheit gab und gibt der DIHAG-Verbund mit seinen zehn Gießereien, der nahezu die komplette Wertschöpfungskette abdeckt.
Und trotzdem, es werde immer schwerer das Coswiger Werk auszulasten. 2024 lag der Umsatz bei rund 43 Millionen Euro und damit gut zehn Millionen niedriger als im Vorjahr. Es seien, so Kratzsch, vor allem die Energiekosten, die die Preise nach oben treiben und den Absatz dämpfen. Pro Jahr liegt der Energiebedarf bei rund 55 Gigawattstunden. Die acht Induktionsöfen werden mit Strom betrieben und die Glühkammern mit Gas hochgeheizt. In Summe bedeute das jährliche Energiekosten bis zu sechs Millionen Euro, sagt Prokurist Jens Göpel. Um gegenzusteuern, musste 29 Stellen abgebaut werden.
Einer der Hauptkunden von Coswig Guss sitzt in Indien und stellt Eisenbahnschienen her. Die Regierung will das komplette Schienennetz des Landes sanieren und Coswig Guss hätte – vorausgesetzt der Kunde kauft weiter in Sachsen – auf Jahre zu tun, ihn mit Walzen zu beliefern. Doch die sind heute zwölf Prozent teurer als noch vor drei, vier Jahren. Das zu begründen, werde immer schwieriger, so der Vertriebsleiter, der sich zunehmend um die deutsche Wettbewerbsfähigkeit sorgt.
Daher die eindringliche Bitte an den FDP-Politiker Torsten Herbst, trotz Energiewende die Strom- und Gaskosten für die Firmen wieder bezahlbarer zu machen und bürokratische Hürden abzubauen. Ein Beispiel gab es gleich vor Ort. In der Gießerei liegt eine Hohlwelle für ein Windrad, 48 Tonnen schwer. Sie wurde im Tagesverlauf verladen und wird mit dem Schwertransport nach Dänemark gehen. Dazu müssen verschiedene Bundesländer durchquert werden und jedes Einzelne hat andere Regeln für die Abfertigung der Schwertransporte.