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Arzt aus Habgier getötet: Lebenslang für Witwe und Komplizen

Urteil zu Mord an Chemnitzer Kardiologe: Witwe und zwei Mitangeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt. (Symbolbild) / Foto: Jan Woitas/dpa
Urteil zu Mord an Chemnitzer Kardiologe: Witwe und zwei Mitangeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt. (Symbolbild) / Foto: Jan Woitas/dpa

Er hat der falschen Frau vertraut: Im März 2024 wird ein vermögender Arzt in Chemnitz getötet. Nun wurden seine Witwe und zwei Komplizen wegen Mordes verurteilt. Was hat sie dazu getrieben?

Immobilien, Devisen, Gold in Barren und Münzen: Ein Herzspezialist hat es in Chemnitz zu einem Millionenvermögen gebracht. Im August 2023 heiratet er erneut, sieben Monate später ist er tot - brutal aus dem Leben gerissen durch Stiche in Hals und Rücken sowie stumpfer Gewalt gegen den Kopf möglicherweise mit einem Bolzenschussgerät. Warum musste der 69-Jährige sterben? Für das Landgericht Chemnitz ist der Fall knapp vier Monate nach Prozessbeginn klar: Er wurde aus Habgier getötet. Des Mordes schuldig gesprochen haben die Richter seine Witwe und ihre beiden Komplizen. 

Schon ab Anfang 2023 hätten sie den Mediziner «regelrecht ausgenommen», sagte der Vorsitzende Richter Janko Ehrlich in der Urteilsbegründung. Damals waren laut Anklage rund 200.000 Euro an Gold und Devisen aus zwei Tresoren des Arztes verschwunden. Und plötzlich hantierten die sonst finanziell klammen Mitangeklagten der Witwe mit Goldmünzen im Wert von mehreren Tausend Euro sowie mit Geld in ausländischen Währungen, schilderte Ehrlich. Auch die Ehefrau, eine Tierärztin, drückten Schulden wegen ihres teuren Reiterhofs. 

Mordplan umgesetzt - «Der Angriff traf ihn unvorbereitet»

Als das erbeutete Geld nicht reicht, sollen sie den Mordplan geschmiedet haben. Ermittler konnten laut Gericht entsprechende Chatnachrichten finden und Suchanfragen auf einem Laptop rekonstruieren. So habe der 63-Jährige im Internet verschiedene Tötungsmethoden recherchiert, erklärte Richter Ehrlich. 

Am Abend des 9. März 2024 verlässt die Ehefrau dann nach einem gemeinsamen Abend die Wohnung des Arztes in Chemnitz und fährt in ihre eigene Wohnung in die Nähe von Zwickau, so das Gericht. Doch zuvor trifft sie sich mit ihrer Sprechstundenhilfe auf einem Parkplatz, übergibt ihr den Schlüssel zur Wohnung ihres Mannes. Dort hat der Mitangeklagte dann den Mediziner im Schlaf überrascht und getötet. «Der Angriff traf ihn unvorbereitet. Eine realistische Abwehrchance gab es nicht», konstatierte Ehrlich. 

Die Ermittler fanden keinerlei Einbruchspuren an den Türen, auch wurde in der Nacht nichts entwendet, wie Ehrlich hervorhebt. Denn die Täter hätten es aufs Erbe abgesehen, aus dem die Witwe sie habe entlohnen wollen. Selbst wenn sie nur den Pflichtteil bekommen hätte, wären das noch ein paar Millionen Euro gewesen, rechnete der Richter vor. 

Urteil noch nicht rechtskräftig - geht der Fall in Revision?

Erst auf der Zielgeraden des Prozesses hatten die drei Angeklagten ihr Schweigen gebrochen und dem Gericht ihre Versionen für das Geschehen in jener Nacht aufgetischt. Mit dem Mord wollen sie nichts zu tun gehabt haben. Diese Einlassungen seien wenig wert, konstatierte Ehrlich in der Urteilsbegründung. «Das ist völliger Blödsinn, den sie uns erzählt haben.»

So sollen die beiden Mitangeklagten der Witwe ihren Ehemann in jener Nacht nur observiert haben. Die 60-Jährige selbst war zwar bei der Tat nicht direkt dabei, so Ehrlich. Sie habe den Mord aber mit der Schlüsselübergabe ermöglicht und mit den Komplizen Details besprochen. Zudem habe sie als Erbin das stärkste Motiv. Die im Prozess gezeigte Rührung seien «Krokodilstränchen». 

Das Gericht verhängte gegen alle drei Angeklagten lebenslange Freiheitsstrafen. Alle drei sind Deutsche. Ihre Rechtsanwälte hatten dagegen auf Freispruch plädiert, Staatsanwalt und Nebenklage eine Verurteilung wegen Mordes beantragt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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