Mehr Tiktok und WhatsApp, weniger X? Um die Bürger auch online zu erreichen, zeigen sich die sächsischen Behörden offen für neue Wege. «Da sich die Social-Media-Landschaft fortlaufend verändert, wird regelmäßig geprüft, welche Plattformen sich für Kommunikationsmaßnahmen eignen», sagte Sachsens Regierungssprecher Ralph Schreiber auf Anfrage.
Die Ressorts entschieden dabei selbstständig, welche Plattformen sie für die Kommunikation nutzten, erklärte Schreiber. Von der Staatskanzlei gebe es derzeit keine Überlegungen, sich von Plattformen wie etwa X zurückzuziehen. Mit der Standortkampagne «So geht sächsisch» sei die Regierungszentrale bereits auf Tiktok aktiv. Insgesamt betreue man 25 Kanäle, darunter auch auf LinkedIn und WhatsApp.
Bildungsministerium setzt immer mehr auf LinkedIn und WhatsApp
Das Kultusministerium hat ebenfalls längst erste Versuche auf Tiktok unternommen: 2023 arbeitete die Behörde mit Influencern zusammen, um neue Lehrkräfte zu gewinnen. Eine Fortsetzung beziehungsweise ein Ausbau sei geplant, teilte Sprecher Dirk Reelfs auf Anfrage mit. Der reichweitenstärkste Kanal sei nach wie vor Facebook, gefolgt von Instagram.
Ein Abschied von der Plattform X wird laut Reelfs indes regelmäßig geprüft. Die Entwicklung zur «rechten Echokammer» unter dem neuen Eigentümer Elon Musk begünstige Fake News, Hass und Hetze. Allerdings ermögliche das Netzwerk, in Echtzeit zu kommunizieren, und stelle ein wichtiges Krisennetzwerk dar. Als Ersatz setzt das Ministerium eigenen Angaben zufolge zunehmend auf die neuen Kanäle LinkedIn und WhatsApp.
Dresden setzt auf Threads und WhatsApp statt auf X
Dresden ist da schon einen Schritt weiter: «Seit Februar 2024 haben wir die Kommunikation auf X eingestellt und kommunizieren stattdessen auf Threads und WhatsApp», teilte die Stadt auf Anfrage mit. Tiktok werde aufmerksam beobachtet, da die Plattform laut einer Studie zu den vier wichtigsten Apps bei jungen Menschen gehöre. Allerdings war die Stadt bisher nur im Rahmen einzelner Kampagnen dort aktiv.
Das städtische Gesundheitsamt produzierte zusammen mit der Aids-Beratung Tiktok-Videos zum Thema Aids-Prävention. Für einen eigenständigen Kanal sei jedoch eine kontinuierliche und aufwendige Medienproduktion nötig. Für die fehlten jedoch die Ressourcen. Der Fokus liege stattdessen auf Instagram, wo inzwischen 16.000 User der Stadt folgen. Auf Facebook seien es 40.000 Follower. Der Kanal spiele insbesondere in Krisensituationen eine wichtige Rolle.
Zwickau bleibt vorerst auf X
Auch in Chemnitz wurde Anfang Januar entschieden, X nicht mehr zu bespielen, sondern nur noch für den Katastrophenfall zu nutzen. «Die Entscheidung damals fußte auf vielen Bots, mangelnder Diskussionskultur und nicht mehr korrigierbaren Falschmeldungen», teilte Sprecher Matthias Nowak mit. Bei Tiktok ist die Stadt bisher nicht, es gebe aber Überlegungen Auszubildende über die Plattform anzuwerben.
Die zentralen Plattformen der Stadt Zwickau sind Facebook und Instagram. Gepostet würden dort Veranstaltungshinweise, wichtige Baumaßnahmen oder Fotos von Events. Gerade Facebook spiele außerdem eine wichtige Rolle in der Krisenkommunikation, etwa bei Hochwassern, erklärte Sprecher Mathias Merz. Es sei aktuell nicht geplant, auf Tiktok aktiv zu werden. Umgekehrt sei nicht vorgesehen, sich von X zurückzuziehen.
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