Der Cannabiskonsum unter Jugendlichen nimmt zu – dabei kennen viele die Risiken kaum. Zeit, Fakten über Cannabis und Tipps für den Umgang mit kiffenden Jugendlichen zusammenzutragen.
Kinder konsumieren immer früher
Anna Müller ist eine von vielen Eltern, die mit dem Thema konfrontiert wurden. Ihr Sohn Tim begann mit 14 Jahren, regelmäßig zu kiffen. "Ich habe es am Geruch erkannt und sofort bemerkt, wenn er bekifft war. Aber wie soll ich es ihm verbieten, wenn alle um ihn herum kiffen?", erzählt Anna. Mittlerweile raucht Tim seit fünf Jahren täglich Gras.
Er ist kein Einzelfall: Jugendliche in Berlin probieren laut einer Studie der Fachstelle für Suchtprävention im Schnitt mit 14,6 Jahren erstmals Cannabis – knapp zwei Jahre früher als der Bundesdurchschnitt. Auch deutschlandweit ist ein Anstieg des Konsums zu verzeichnen. 2018 gaben 9,6 % der Jugendlichen an, bereits gekifft zu haben, bei den 18- bis 25-Jährigen waren es sogar 40,5 %.
Cannabis ist keine harmlose Droge
Viele Jugendliche unterschätzen die Gefahren von Cannabis. Doch der Konsum kann langfristige Schäden verursachen – vor allem, wenn früh und häufig gekifft wird. Je früher Jugendliche mit dem Kiffen beginnen und je intensiver sie konsumieren, desto größer ist das Risiko für gesundheitliche, soziale und schulische Probleme. Das jugendliche Gehirn reift bis ins 25. Lebensjahr hinein, und bereits wenige Joints können diese Entwicklung beeinträchtigen. Studien zeigen, dass intensiver Konsum Gedächtnis, Konzentration und Intelligenz schädigen kann.
Cannabiskonsum findet oft schon früh statt / Bild von sweetlouise auf pixabay
Was passiert beim Kiffen?
Cannabis greift in das körpereigene Cannabinoid-System ein, das an der Gehirnentwicklung beteiligt ist. Regelmäßiger Konsum blockiert wichtige Rezeptoren, was das Belohnungssystem verändert. Die Folge: Cannabis wird als besonders belohnend empfunden, während andere Aktivitäten an Reiz verlieren – ein möglicher erster Schritt in die Abhängigkeit.
Die Auswirkungen auf Jugendliche
Anna beobachtete bei ihrem Sohn, wie das Kiffen seine Persönlichkeit veränderte. Tim wurde gleichgültiger, verbrachte seine Zeit lieber vor Videospielen als mit Freunden oder Hobbys. Auch schulisch hatte der Konsum Folgen: Tim schaffte sein Abitur nicht. Je früher der Einstieg, desto größer die Risiken – nicht nur für die schulische, sondern auch für die psychische Entwicklung.
Stärkeres Cannabis, größere Gefahren
Der THC-Gehalt, der Hauptwirkstoff in Cannabis, hat sich in den letzten Jahrzehnten verdreifacht. Gleichzeitig wird Cannabidiol (CBD), das schützende Eigenschaften haben könnte, immer häufiger aus den Pflanzen gezüchtet. Dadurch verstärken sich negative Effekte wie kognitive Einbußen oder das Risiko für Psychosen, insbesondere bei Menschen mit genetischer Vorbelastung.
Was Eltern tun können
Als Eltern können Sie viel dazu beitragen, den Konsum bei Ihrem Kind hinauszuzögern oder einzuschränken. Wichtig ist vor allem, mit dem Kind im Gespräch zu bleiben. Zeigen Sie Interesse an der Lebenswelt Ihres Kindes und sprechen Sie die Risiken offen an. Jugendliche unterschätzen oft die Gefahren von Cannabis und haben nicht selten den Eindruck, dass "alle kiffen".
Setzen Sie klare Grenzen: Studien zeigen, dass Jugendliche den Konsum am ehesten hinauszögern, wenn Eltern eine klare Haltung einnehmen, etwa: "Ich möchte nicht, dass du vor 18 kiffst." Bleiben Sie konsequent und zeigen Sie auf, warum Sie sich Sorgen machen.
Dramatisieren Sie den Konsum jedoch nicht. Für viele Jugendliche bleibt es bei einem gelegentlichen Konsum, etwa auf Partys. Wichtig ist, die gesamte Lebensrealität des Jugendlichen im Blick zu behalten. Wenn Freunde, Familie oder Hobbys zunehmend vernachlässigt werden oder die Schule unter dem Konsum leidet, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Unterstützungsangebote im Internet
Suchtberatungs- und Suchtbehandlungsstellen in Sachsen
Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen
DigiSucht - Digitale Suchtberatung für Betroffene und Angehörige
Ein Hoffnungsschimmer
Tim scheint sich in eine positive Richtung zu entwickeln: Nach der schwierigen Zeit hat er eine Ausbildung zum Mechatroniker begonnen, die ihm Freude bereitet und Struktur in seinen Alltag bringt. "Er hat selbst gemerkt, dass das Kiffen ihn ausgebremst hat und er wichtige Dinge im Leben verpasst", erzählt Anna .
Besonders stolz ist sie darauf, dass Tim sich eine Kiffpause auferlegt hat. "Bis Ostern möchte er komplett durchhalten", sagt sie. Dies ist nicht nur ein großer Schritt für ihn selbst, sondern auch ein Zeichen, dass er seine Zukunft aktiv in die Hand nehmen möchte. Unterstützung durch Familie, Freunde und eine klare Perspektive helfen ihm dabei. Seine Mutter hofft, dass diese Phase der Abstinenz ihm zeigt, dass er auch ohne Cannabis dass er auch ohne Cannabis gut drauf sein und seinen Weg gehen kann.