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Warum viele sächsische Kleinbetriebe die Digitalisierung verschlafen haben

https://pixabay.com/de/photos/bastei-elbsandsteingebirge-2942474/
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Viele Unternehmen in Sachsen sind unterdigitalisiert. Woran liegt das? Und wie kann man das ändern?

"So weit sind wir hier noch nicht"

Ein Satz, den man bei Digitalthemen oft in Sachsen zu hören bekommt, ist "so weit sind wir hier noch nicht". Sei es, wenn man den Busfahrer der KVG nach einer Website fragt, auf der man seine Busroute recherchieren kann, sei es wenn man eine Handwerkerrechnung noch als Ausdruck eines Nadeldruckers erhält.

Wer diesen Satz in den Mund nimmt, drückt damit gleich zwei Sachen aus, die widersprüchlicher nicht sein können: Zum einen das Bedauern, dass man noch nicht dort ist, wo man eigentlich sein will. Zum anderen den Pragmatismus, den eine gewisse Nostalgie und dem Beharren auf dem bereits existierenden mit sich bringt.

Spätfolgen einer gescheiterten Wende?

Doch fangen wir von vorn an. Nicht ganz von vorn, aber 30 Jahre dürfen es schon sein: Die Mauer fällt und wie aus dem Nichts entsteht das größte Unternehmen, das die Menschheit jemals aufgebaut hat, nur um anschließend wieder aufgelöst zu werden: Die Treuhand. Bespickt mit Funktionären aus dem Westen, Wirtschaftsprüfern, Betriebswirten, Volkswirten, sollte das Volksvermögen der DDR aufgelöst und aufgeteilt werden.

Dabei ging man nicht zimperlich um: War eine Maschine 30 Jahre alt, hatte sie einen Buchwert von DM 1,00 - egal, ob sie noch lief oder nicht. Alles musste neu werden. Die DDR wollten in diesem Augenblick viele abstreifen wie einen alten Mantel. Ein paar Jahre später war er dann aus, der Traum von blühenden Landschaften. Massenarbeitslosigkeit, gescheiterte Selbstständigkeiten, insolvente Großbetriebe. Wer überlebte, war vor allem eines: Klein und sehr vorsichtig. Nicht auf den großen Gewinn spekulierend, sondern in kleinen Schritten mit organischem Wachstum in 30 Jahren zum Mittelständler hochgearbeitet.

Aufbau Ost - aber anders als gedacht

Und mit diesen kleinen Schritten gehen die Menschen noch heute. Inzwischen hat man aus der Wende gelernt. Das alte DOS-Programm, mit dem man seine Rechnungen schreibt, das man damals 1992 für DM 200,00 in Nürnberg gekauft hat, läuft immer noch. Warum sollte man es denn wegschmeißen? Ein neues System kostet doch nur Geld - in der Cloud sogar pro Monat und pro Benutzer. Und was, wenn das Internet ausfällt?

Und erst eine Krise hat den entscheidenden Umbruch gebracht. Normalerweise hortet, wer sich auf eine Krise vorbereitet, haltbare Lebensmittel und vielleicht auch Waffen. Außerdem ist ein Brunnen in, falls die Trinkwasserversorgung ausfällt. Ein Notstromaggregat oder stromlose Beleuchtung - kistenweise Kerzen werden eingelagert. Und das Internet? Das würde sowieso ausfallen. Nur handfeste Sachen werden in der Krise noch Bestand haben.

Jetzt haben wir die Krise und genau das Gegenteil ist eingetreten: Anstatt dem von einigen erhofften und von vielen befürchteten Rückschritt, zwingt die Krise uns zu einem Schritt nach vorn. Die eben erwähnten "handfesten Sachen" wie z.B. "echte Menschen" zu treffen und eben nicht nur virtuell - sie sind plötzlich verboten. Das Internet bekommt plötzlich eine Berechtigung, während es einem vorkommt, als wäre es davor nur ein nice-to-have. Quasi der Online-Shop als eine nette Alternative zum Einzelhandel.

Ich weiß nicht, wie die Geschichte weitergehen wird, die ich hier so schön aufgezogen habe. Vielleicht wird doch der ein- oder andere anfangen, seine Verhaltensweisen an das neue digitale Zeitalter anpassen. Das wird aber nicht mehr wie in einer Wende passieren, sondern indem man viele kleine Brücken anbietet. Kleine Brücken, die man auch mit kleinen Schritten überqueren kann und bei denen man nicht - wie bei einem Sprung - auch ins Wasser fallen könnte.

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