Im Prozess um den Mord an der kleinen Valeriia aus Döbeln hat der Angeklagte weiterhin keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht. Stattdessen beschwerte sich der 37-Jährige im Landgericht Chemnitz über die Arbeit seines Anwalts und fragte den Richter: «Können Sie eine neue Ermittlung organisieren?» Nachdem der Vorsitzende das mit «Nein» beantwortete, schwieg der Angeklagte und schüttelte mehrmals mit dem Kopf.
Die Anklage wirft dem 37 Jahre alten Moldawier vor, Valeriia am 3. Juni 2024 getötet zu haben. Er habe den Kopf des neunjährigen Mädchens in eine Schlammpfütze gedrückt, bis das Kind erstickte. Der Mann sei verärgert und krankhaft eifersüchtig gewesen, weil sich Valeriias Mutter wenige Tage zuvor von ihm getrennt habe. Er habe sich an der Frau rächen wollen.
Der Angeklagte versuchte in der Verhandlung, dem Gericht einen Stapel Papiere zu überreichen, in dem «die ganze Geschichte» dargelegt sei. Der Richter forderte ihn auf, das auf Russisch verfasste Schreiben vorzulesen, damit es im Gerichtssaal übersetzt werden könne. Dem kam der Mann nicht nach.
Handys am Abend vor der Tat an Valeriias Wohnort geortet
Zuvor hatte eine Polizeibeamtin als Zeugin ausgesagt, was die Auswertung der beiden Handys und der Autofahrdaten des Mannes ergeben hatte. Demnach waren seine Mobiltelefone am Abend vor der Tat mit dem W-LAN-Router von Valeriias Mutter verbunden «Wir wissen auf jeden Fall: Er war in dieser Nacht an der Wohnanschrift der Geschädigten.» Am Morgen des 3. Juni wurde zudem das Auto des Angeklagten von einer Kamera auf dem Hin- und Rückweg zu dem Wald erfasst, in dem Valeriia getötet wurde.
Anhand der Handy-Auswertung lässt sich laut Polizei auch nachvollziehen, dass der Angeklagte ab Februar 2024 Kontakt zu Valeriias Mutter hatte und sich eine Beziehung entwickelte. Der Angeklagte habe die Frau regelrecht mit Liebesnachrichten überhäuft, berichtete die Kriminalbeamtin.
Valeriias Mutter war mit ihren Kindern vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet und hatte im mittelsächsischen Döbeln ein neues Zuhause gefunden. Der Prozess wird am 27. Januar fortgesetzt.
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