loading

Nachrichten werden geladen...

Ukrainischer Botschafter hofft auf rasche Entscheidung zur Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper

Oleksii Makeiev, ukrainischer Botschafter in Berlin. / Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild
Oleksii Makeiev, ukrainischer Botschafter in Berlin. / Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hofft auf eine rasche und positive Entscheidung zur Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper für sein Land. «Ich freue mich, dass die Unterstützung dafür steigt. Ich hätte es gern, wenn die Diskussion nicht so lange dauert wie die ganze Leoparden-Diskussion», sagte er am Freitag in Dresden nach einem Treffen mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU). Denn jeden Tag würden Soldaten ihr Leben lassen.

Kretschmer hatte sich klar gegen die Lieferung von Taurus- Marschflugkörpern ausgesprochen und den Satz geprägt. «Wollen wir wirklich in Kauf nehmen, dass deutsche Raketen in Russland einschlagen könnten?». Dafür war er auch in den eigenen Reihen kritisiert worden. Es sei wichtig, in einem demokratischen Land mit großer Offenheit auch über unterschiedliche Erwartungen und Haltungen zu sprechen, betonte er am Freitag und sicherte Makeiev zu: «Wir sind an Ihrer Seite.» Es gehe nicht um richtig oder falsch, sondern um einen gemeinsamen Weg.

Die Ukraine fordert seit längerem von der Bundesregierung die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper für die Verteidigung gegen Russland. Kanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich dazu am Sonntag zurückhaltend. Im ZDF-«Sommerinterview» sagte er, so wie in der Vergangenheit werde die Bundesregierung jede einzelne Entscheidung immer sehr sorgfältig überprüfen - was gehe, was Sinn mache, was der deutsche Beitrag sein könne. Es gibt Befürchtungen, dass die Geschosse auch russisches Territorium erreichen könnten.

Er wolle nicht, dass Waffenlieferungen Auseinandersetzungen zwischen Parteien und Wählern in Deutschland auslösen, sagte Makeiev im Anschluss der Deutschen Presse-Agentur. «Sondern Waffen werden gebraucht, um sich in diesem Krieg verteidigen zu können und diesen Krieg zu gewinnen.» Es liege im Interesse Deutschlands und jedes Staatsbürgers, dass dieser Krieg von der Ukraine gewonnen werde, damit «ganz Europa ruhig schläft». Das würden die Ukrainer den anderen Europäern vermitteln wollen. Wenn die Ukraine den Krieg gewinne, werde sich ganz Europa sicherer fühlen können.

Er habe nicht den Eindruck, dass die Deutschen «kriegsmüde» seien und die Solidarität nachlasse, erklärte Makeiev. Als er im Oktober 2022 nach Deutschland gekommen sei, habe man ihn gewarnt, dass die Hilfe schrumpfen könnte. Doch viele Menschen hier seien aus innerer Überzeugung solidarisch. «Es gibt auch viele Politiker, die Ängste haben, Zweifel haben.» Man müsse Themen wie die Waffenlieferungen ansprechen und erklären, warum die Ukraine diese Waffen brauche. «Ich bin nicht von meinen eigenen Vorstellungen geleitet, sondern davon, was die Soldaten an der Front brauchen.»

Kretschmer hatte am Vormittag auf dem Gelände des Deutschen Roten Kreuzes an Makeiev eine Spende übergeben - einen Stadtbus für die vom russischen Angriffskrieg schwer in Mitleidenschaft gezogene Stadt Mykolajiw. Der Bus ist mit Lebensmittelkonserven gefüllt und wurde vom Verein «Hope for Ukraine» beschafft. Die Kosten übernahm das Land Sachsen.

Sachsens Regierungschef bezeichnete den Krieg gegen die Ukraine als «furchtbares Verbrechen». «Die Solidarität hier in Sachsen, in Deutschland für die Menschen in der Ukraine, für dieses Land, für diesen Freiheitskampf ist ungebrochen», sagte Kretschmer.

Makeiev sagte: «Jede Hilfe zählt, jede Unterstützung für die Ukraine zählt. Ein Bus, ein Panzer, ein Flugabwehrsystem. Am Freiheitskampf sind alle Ukrainer beteiligt. Es gibt keine Familie in der Ukraine, die von diesem Krieg nicht betroffen ist.» Er sei sehr dankbar für die Solidarität der Deutschen. Deutschland sei zum zweitgrößten Unterstützer der Ukraine geworden - mit finanziellen Mitteln, mit humanitärer Hilfe, mit Waffen. Er hoffe sehr, dass diese Solidarität nicht nachlasse.

Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten