Klimawandel, Demografie und Kohleausstieg erfordern in Sachsen große Investitionen in die Wasserwirtschaft. In den kommenden zehn Jahren belaufe sich der Mindestbedarf nach groben Schätzungen auf rund 1,6 Milliarden Euro, erklärte Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) am Dienstag in Eibenstock im Erzgebirge. Dort hatte zuvor die Landesregierung getagt und ein Handlungsprogramm mit dem Titel «Zukunft Wasser für Sachsen» beschlossen.
«Wasser ist eine unserer wichtigsten Ressourcen», sagte Günther. Künftig sei es nicht mehr selbstverständlich, dass es jederzeit in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehe, wenn jetzt nicht gehandelt werde. «Mit dem menschengemachten Klimawandel erleben wir Dürrephasen und Hochwasser», betonte er. Zudem habe der Abbau von Braunkohle die Wasserhaushalte massiv gestört und der Strukturwandel in den bisherigen Kohlerevieren sei auf Wasser angewiesen, weil neue Industrien dort Wasser in Größenordnungen benötigten. Es gehe daher um eine Zukunftsaufgabe im Interesse nachfolgender Generationen.
Das Programm beschreibt zehn Handlungsfelder. Sie reichen von der öffentlichen Wasserversorgung und den Talsperren über das Wassermanagement in Braunkohleregionen, der Vorsorge bei extremen Wetterereignissen wie Starkregen bis hin zum Wasserrückhalt in der Fläche auch mit Blick auf künftige Dürren. Ein natürlicher Wasserrückhalt könne zu stabilen Ökosystemen und durch Kohlenstoffbindung in den Böden zum Klimaschutz beitragen, hieß es. Auch wird die Bedeutung intakter Flussauen als naturnahe Vorsorge bei kleineren Hochwassern und als wichtiger Lebensraum hervorgehoben.
Laut Günther hängt 40 Prozent der Trinkwasserversorgung Sachsens an den Talsperren, hinzu komme die Bereitstellung von Brauchwasser. Das System gerate aber zunehmend an Kapazitätsgrenzen, betonte er. Zu prüfen sei daher, Einzugsbereiche zu erweitern, aber auch ob neue Anlagen erforderlich sind.
In Eibenstock im Erzgebirge hatte sich am Dienstag das Kabinett von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zu seiner 200. Sitzung getroffen. Die dortige Talsperre wurde 1974 bis 1987 gebaut und ist die größte Trinkwassertalsperre Sachsens. Sie versorgt den Raum Chemnitz und Zwickau mit Trinkwasser.
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