loading

Nachrichten werden geladen...

Ausprobiert: Clubhouse – eine geniale App mit riesigem Potential

Die Clubhouse App ist neu und erfährt gerade einen großen Hype. Ich habe mir die App angeschaut und meine Gedanken dazu aufgeschrieben.

Seit ein paar Tagen rollt der Clubhouse-Zug durch Deutschland. Mitfahren darf aktuell nur wer ein iPhone und eine Einladung hat. Zugegeben, als ich mir die ersten kurzen Berichte angeschaut habe, war ich skeptisch und dachte mir, dass auch Spotify einfach sein Live-Angebot ausbauen könnte. Aber Clubhouse ist anders und hat mich total begeistert. 


Was kann die Clubhouse App? 

Clubhouse ist eine Live-Audio-Plattform, auf der jeder eigene Räume öffnen und Themen diskutieren kann. Ein Themenraum besteht aus einer Bühne und Publikum. Jeder kann per Handzeichen einen Wortbeitrag anmelden und wird dann gegebenenfalls auf die Bühne gehoben. Aufgezeichnet wird nichts. Kommentare und Like-Buttons gibt es auch nicht.  


Für wen ist das Interessant?

Ich habe mich gestern durch viele Räume gearbeitet und eins ist auf jeden Fall zu erkennen. Ein Patentrezept für Inhalte gibt es noch nicht, jedoch kann Clubhouse verbindend wirken. Ich war in einem Raum in dem sich Fabian Kösters (Heute Show), Kevin Kühnert (SPD), Philipp Amthor (CDU) respektvoll auf der Bühne ausgetauscht haben. Fabian stellte dabei fest, dass es schon ungewöhnlich sei mit „Philipp und Kevin gleichzeitig in einem Raum zu sein“, ohne das Setting der Heute Show zu haben. „Die Rollen seien hier nicht so klar verteilt wie in Talkshows“, sagt auch Philipp Amthor. „Das ist eine ganz andere Ebene“, fügt er hinzu.

Clubhouse schafft eine Nähe zu Menschen, die man wahrscheinlich im normalen Leben oder auf Konferenzen nie erfahren hätte. Die Kommunikation an sich läuft auf einem Niveau, wie man es auch von Bühnen auf Konferenzen her kennt. Neu ist, dass die Bühne nicht durch Stühle begrenzt, sondern theoretisch jeder, der einen Wortbeitrag hat, auf die Bühne geholt werden kann.  

Mit Clubhouse können spontan Themenräume geöffnet oder auch längerfristig geplant werden. Damit ist Clubhouse auch eine spannende Option für digitale Bürgersprechstunden oder Fach- und Pressekonferenzen. Wenn dann noch die Android App in den Stores ist, kann Clubhouse auch im diesjährigen Bundestagswahlkampf eine Rolle spielen. 

Ich bin gespannt.


Birgt Clubhouse Gefahren?

Clubhouse ist aktuell eine Plattform, die vom Betreiber selbst nicht moderiert wird. Personen können jedoch von anderen gemeldet werden.  

Jeder Raum läuft unter einem bestimmten Thema. Wer Interesse daran hat, kann beitreten, sofern der Raum öffentlich (Open) ist, und zuhören. Wenn man etwas sagen möchte, kann man die Hand heben und die Moderierenden auf der Bühne können entscheiden, ob die Person auch auf die Bühne darf.  

Räume können aber auch nur für engere Kreise geöffnet werden. Mit der Option „Social“ können nur Menschen rein, die einem selbst folgen und bei „Closed“ muss ich ganz explizit festlegen wer den Raum betreten darf.  

Ja, auch auf Clubhouse können sogenannte Echokammern entstehen und das werden sie auch. Das ist völlig normal. Clubhouse bietet aber auch eine riesige Chance für Menschen und Gruppen, die aktuell noch nicht so wahrgenommen werden. Insbesondere in den USA, wo Clubhouse schon seit mehreren Monaten läuft, zeigt sich, dass LGBT Menschen und People of Color „endlich eine Stimme bekommen haben und gesehen werden“, sagte gestern ein Teilnehmer, der Clubhouse sehr früh in den USA getestet hatte. Auf der anderen Seite würden aber auch patriotische Räume entstehen, in denen deren Themen besprochen werden, wie im realen analogen Leben eben auch. Die Chance, die hierbei entsteht, ist die, dass – sofern die Räume öffentlich sind - jeder zuhören, sich eine bessere Meinung bilden und sogar etwas dazu beitragen kann.  

Die Gefahr des plumpen „Motzens“ oder gar von Hassreden, so wie wir sie insbesondere auf Facebook sehen, sehe ich auf Clubhouse nicht. Auch wenn man sich nicht live sieht, ist man doch gezwungen ganze Sätze zu formulieren und hat die „Chance“ tatsächlich gehört zu werden und eine Reaktion zu bekommen. Das dürfte bei vielen andere Hirnregionen aktivieren. ;-) 


Welches Geschäftsmodell steckt hinter Clubhouse? 

Im Moment ist noch kein Geschäftsmodell erkennbar. Die App ist derzeit für alle Teilnehmer kostenfrei nutzbar. Dennoch lassen sich bereits jetzt Monetarisierungsmodelle erahnen.  

Geschäftsmodell 1 

Ähnlich wie Spotify könnten die Betreiber einen monatlichen Beitrag verlagen, der dann anteilig an die Raumbetreiber aufgeteilt werden könnte. Also ein klassisches Abo-Modell.

Geschäftsmodell 2

Auf Basis von Micro-Payments könnte es möglich werden, dass Zuhörer eine Art Eintritt für Räume bezahlen und die Betreiber des Raums das Geld anteilig bekommen.

Geschäftsmodell 3

Clubhouse bietet eine Plattform für Konferenzveranstalter an oder entwickelt eigene Formate mit Top-Speakern. Dies könnte gerade in Corona-Zeiten für Digitalkonferenzen hoch interessant werden. Interessierte zahlen dann für die komplette Konferenz und können sich von Raum zu Raum bewegen. Eine re:publica auf Clubhouse ist sicherlich denkbar.

Ich bleibe dran...

Unterstützt von:

publizer