Zeugnisse raffinierter Handwerkskunst aus dem 18. Jahrhundert vereint eine Ausstellung, die an diesem Freitag in Zittau eröffnet wird. Die Sonderschau mit dem Titel «Seiner Zeit voraus» (bis 17. August 2025) ist dem früheren Ratsuhrmacher der Stadt, Johann Gottfried Prasse (1725-1799), gewidmet.
Wie die Städtischen Museen mitteilten, werden 13 Uhren aus der Werkstatt des erfindungsreichen Meisters gezeigt, darunter eine Tischuhr mit digitaler Anzeige. «Uns war nicht klar, wie sie funktionierte», sagte Museumsdirektor Peter Knüvener. Erst durch eine genaue Untersuchung im Mathematisch-Physikalischen Salon der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden konnte das Rätsel entschlüsselt werden.
Die sogenannte Nachtlichtuhr von 1766 kommt völlig ohne Zeiger aus. Sie sei weitgehend im Original erhalten, nur das Pendel fehle. Eine ausgetüftelte Mechanik sorgte dafür, dass sich zwei Metallscheiben mit geraden und ungeraden Ziffern wie ein Stundenzeiger bewegten. Das Museum habe sich dagegen entschieden, das Uhrwerk wieder in Gang setzen zu lassen. Dafür hätten originale Teile ausgetauscht werden müssen.
Turmuhr von 1792 verrichtet nach wie vor ihren Dienst
«Prasse hat sich verrückte Sachen ausgedacht und war ausgesprochen innovativ», sagt der Museumsdirektor. Für die Zittauer Klosterkirche etwa fertigte der Handwerksmeister - anders als seinerzeit üblich - ein horizontal liegendes Uhrwerk. Dabei ist das Auswechseln einzelner Räder möglich, ohne alles auseinandernehmen zu müssen.
Die Turmuhr von 1792 verrichtet nach wie vor zuverlässig ihren Dienst. 1955 restauriert, ist sie als technisches Denkmal anerkannt und die einzige noch existierende dieser speziellen Bauart in Deutschland. Besucher können sich das außergewöhnliche Uhrwerk nicht vor Ort anschauen, da im engen Treppenhaus des Kirchturmes keine Führungen möglich seien. Zur Visualisierung von Bau- und Funktionsweise dienen stattdessen Fotos und Konstruktionszeichnungen mit genauen Beschreibungen.
Anlässlich des 300. Geburtstages von Prasse soll die große Bandbreite seines Schaffens veranschaulicht werden. Der «Mechanikus» hat auch Werkzeuge und Maschinen entworfen, etwa Mangeln und Spinnräder.
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