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Im sächsischen Wahlkampf geht es auch um Krieg und Frieden

Dresden: Das BSW spürt im Wahlkampf den Wunsch der Bürger nach einem Kriegsende in der Ukraine. (Archivbild) / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Dresden: Das BSW spürt im Wahlkampf den Wunsch der Bürger nach einem Kriegsende in der Ukraine. (Archivbild) / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Helfen immer mehr Waffenlieferungen, den Krieg in der Ukraine zu beenden? Das Bündnis Sahra Wagenknecht geht vom Gegenteil aus und findet damit viel Zustimmung in der sächsischen Bevölkerung.

 

Dresden (dpa/sn) - Wo immer das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf Straßen und Plätzen in Sachsen Wahlkampf macht, geht es auch um die Friedensfrage: Wie kann der Krieg in der Ukraine beendet werden? Und droht der Konflikt am Ende auch Deutschland ins Verderben zu stürzen? «Die Menschen sehen ja das Leid in der Ukraine und fragen sich, warum alle anderen Parteien immer wieder für weitere Waffenlieferungen in Milliardenhöhe stimmen», berichtet die sächsische BSW-Chefin Sabine Zimmermann von vielen Gesprächen mit Bürgern. Die Friedensfrage werde ihr auf den Marktplätzen immer wieder gestellt. Zimmermann führt den hohen Zuspruch für ihre Partei in Sachsen und Thüringen vor allem auf die klare Haltung des BSW zu Krieg und Frieden zurück. 

Zwei Themen sind Zimmermann (63) bei ihren Gesprächen dabei begegnet: «Erstens haben die Menschen wirklich Angst, dass wir Schritt für Schritt immer weiter in den Krieg hineingezogen werden. Das ist keine abstrakte politische Sorge, die da geäußert wird. Die Menschen öffnen uns am Wahlstand ihre Herzen und sagen, dass sie existenzielle Angst haben und hoffen, wir als neue Partei können dagegen was tun.» 

Und zweitens hätten die Ostdeutschen auch ein feines Gespür dafür, dass sie von vielen im Westen - auch von den Medien - in ihren Ängsten nicht ernst genommen werden. «Viele fragen sich: "Was ist da eigentlich los in Deutschland?" Da besteht schon die Sorge, dass ein medialer Mainstream ähnlich wie 2015 in der Migrationsfrage legitime Sorgen und Ängste einfach platt bügelt.»

Setzt auf wirtschaftliche Beziehungen und gesellschaftlichen Austausch

Zimmermann sieht gar nicht mal eine besondere Beziehung der Ostdeutschen zu Russland. «Das ist ein sehr realistisches und pragmatisches Verhältnis. Hier hat niemand Sympathien für Putins Entscheidung, die Ukraine anzugreifen.» Doch die Ostdeutschen wüssten offenbar besser als die Westdeutschen, dass sich Russland auch bei fortgesetzten Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine nicht einfach in Luft auflösen werden und man auch künftig mit einem schwierigen Nachbarn umgehen müsse. «Genau diese pragmatische Haltung haben wir wohl besser gelernt.» 

Es gelte auch an die «Zeit nach Putin» zu denken: «Womit will man die Beziehungen zu Russland reaktivieren? Am besten doch wohl über wirtschaftliche Beziehungen und kulturelle und gesellschaftliche Austausche. Und in diesen Bereichen ist Sachsen prädestiniert, die Verbindungen auch jetzt nicht vollständig abreißen zu lassen.»

Der sächsischen BSW-Chefin ist völlig klar: Die Möglichkeiten, durch Landespolitik Einfluss auf die Verteidigungs- und Außenpolitik Deutschlands zu nehmen, sind begrenzt. «Aber wir haben ein scharfes Schwert: die Bundesratsinitiative», sagt Zimmermann. Wenn ihre Partei nach dem 1. September in Sachsen an einer Regierung beteiligt wäre, könnte der Freistaat via Bundesrat diplomatische Initiativen zu einer sofortigen Verhandlungsrunde ohne Vorbedingungen einfordern. Eine sächsische Landesregierung, die dem aktuellen Kurs der Bundesregierung widerspricht, hätte auch eine nicht zu unterschätzende symbolische Wirkung, ist Zimmermann überzeugt.

Zimmermann hat selbst Kriegserfahrung 

Zimmermann hat vor nicht langer Zeit mit eigenen Augen gesehen, was Krieg bedeutet. Am 7. Oktober 2023 war sie mit ihren Enkelkindern gerade in Israel, als Terroristen der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen nach Israel eindrangen und ein beispielloses Massaker mit mehr als 1200 Toten verübten. «Ich hatte in meinem Leben noch nie so viel Angst um meine Familie wie in diesen vier Tagen.» Vier Tage lang sei sie mit den Enkeln nicht aus Tel Aviv weggekommen, ständig habe es Bombenalarm gegeben. «200 Meter neben uns ging eine Bombe nieder. Im Sekundentakt waren Einschläge zu hören. Wer das erlebt, sieht Krieg noch einmal anders. Deswegen werde ich - wo ich kann - gegen Krieg kämpfen.»

 

 

 

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