Nach dem Fund mehrerer Weltkriegsbomben beim Abbruch an der Carolabrücke Dresden muss das Sicherheitskonzept für die Arbeiten überdacht werden. Die Pläne zur Bergung der restlichen Trümmerteile und zum Abriss der beiden verbliebenen Brückenstränge sollten angepasst werden, sagte André Mauermeister, Chef des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Sachsen, der Deutschen Presse-Agentur. Informationen dazu, wie viel Munition dieser Art dort noch liegen könnte, gibt es bisher nicht.
Da der Fluss und die Elbwiesen auch von den Bombardierungen 1945 betroffen waren, sei grundsätzlich davon auszugehen, dass eine Gefahr bestehen könnte, sagte Mauermeister. Eine Kampfmittelsondierung in der Elbe sei schwierig. Stahlreste und anderes Material im Wasser könnten zu vielen Störungen führen. Abseits technischer Möglichkeiten zur Ortung bleibe nur die baubegleitende Kampfmittelräumung. «Das ist die risikoreichste Methode», sagte Mauermeister. Dazu könnten auch ferngesteuerte Bagger eingesetzt werden.
Experte: Bomben ohne Zünder wahrscheinlich dort abgelegt
Einer der Bagger stieß am 8. Januar im Flussbett auf einen Blindgänger mit Zünder, der eine große Evakuierung der Altstadt auslöste und entschärft wurde. Vor einer Woche tauchten dann zwei weitere Bomben auf, ohne Zünder. Sie seien mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an der Stelle heruntergekommen, sondern entschärft und dort abgelegt worden, sagte Mauermeister.
Die mit dem Rückbau am eingestürzten Brückenzug C beauftragte Dresdner Entsorgungsfirma Centro lässt nun die letzten zehn Meter der Baustraße auf Altstädter Seite im Wasser liegen und bereitet den Rückbau der restlichen, noch ins Wasser ragenden Trümmerteile von der anderen Elbseite vor.
Nach dem ersten Bombenfund begleitete ein Munitionsexperte die Arbeiten. Er beobachtete und begutachtete die Materialbewegungen. Die erste Bombe kam wohl durch Ausspülung, eine sogenannte Kolke, beim Ausbaggern der Fahrrinne zum Vorschein, wie Centro-Geschäftsführer Mathias Lindenlaub sagte. Nach den weiteren Bombenfunden stoppte er den Rückbau der nicht mehr benötigten Baustraße im Fluss im Uferbereich. «Die Situation war nicht mehr tragbar, die Gefahr für die Mitarbeiter zu groß.»
Centro-Chef: Berichte über Weigerung von Baggerfahrern falsch
Vergangene Woche gab es Berichte, dass Baggerfahrer sich weigerten, weiterzuarbeiten. «Das ist einfach nicht wahr», sagte der Centro-Chef. Die Fahrer hätten sich immer sicher gefühlt, aber zwei Bombenfunde innerhalb von 24 Stunden machten eine Neubewertung der Lage nötig. Die Arbeiten an der Stelle gehen nach seinen Worten erst weiter, wenn die zuständigen Behörden die nötigen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der Bauleute zu gewährleisten.
Die Kunststadt Dresden wurde im Zweiten Weltkrieg mehrfach bombardiert und kurz vor dessen Ende bei britischen und amerikanischen Luftangriffen im Februar 1945 großflächig zerstört. Bis zu 25.000 Menschen verloren ihr Leben. Bei Bauarbeiten im Stadtgebiet werden auch 80 Jahre danach noch immer Blindgänger gefunden.
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